Moby, in unserem letzten Gespräch sagten Sie, die interessanteste Musik entstehe aus einem inneren emotionalen Konflikt.
Ist das von mir? Wow! Normalerweise sage ich nicht so smarte Sachen (grinst).
«Wait For Me» ist nun ja wesentlich persönlicher als Ihr letztes Album «Last Night». Erzählen Sie mir von den emotionalen Konflikten.
Sehen Sie, das ist das Problem mit sogenannten persönlichen Alben. Die Leute fragen dann nach den privaten oder emotionalen Gründen.
Letztlich ist jedes Ihrer Alben persönlich.
Klar, sie sind ja von mir. Also ich denke nicht, das ich jetzt aussergewöhnliche Konflikte durchgemacht habe für dieses Album. Ich würde mein emotionales Konfliktlevel eher als normal bezeichnen. Obwohl die Platte eher traurig und melancholisch wirkt, bin ich nicht ein aussergewöhnlich trauriger Typ. Ich denke, die Musik klingt so, weil ich als Hörer Musik, die in Richtung Melancholie geht, bevorzuge. Zum Beispiel Joy Division. Ian Curtis war mein persönlicher Held. Nick Drake auch. Es ist ein wenig seltsam, dass meine Helden alle Selbstmord begangen haben. Natürlich liebe ich fröhliche Musik, Partymusik. Aber letztlich berühren einen diese melancholischen Sounds einfach mehr.
Ich denke, dass geht vielen so. Diese Art Musik hat wesentlich mehr Schattierungen und Dimensionen, während grundsätzlich fröhliche Musik sich nur auf der einen Ebene abspielt.
Es gibt dieses berühmte Zitat von Tolstoi: «Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich; aber jede unglückliche Familie ist auf ihre besondere Art unglücklich.» Ich denke, Happiness ist ein wundervolles Gefühl. Aber was die Musik betrifft, ist Happy Music selten wirklich von Interesse. Es macht Spass sie zu hören, wie etwa Katrina & The Waves’ «Walking On Sunshine». Aber keiner würde sich zu diesem Song hinsetzen, um ihn sich kritisch anzuhören. Creedence Clearwater Revivals «Looking Out My Back Door» ist einer der fröhlichsten Songs aller Zeiten, aber ich bezweifle, dass es einen CCR-Fan gibt, der ihn als seinen ganz persönlichen Favoriten bezeichnen würde. Von all den Künstlern, die ich mag und bewundere, sind es meist ihre traurigen Sachen, die ich am liebsten mag. «Wild Horses», «Angie» oder «Gimme Shelter» von den Rolling Stones find ich einfach besser als etwa «Shattered».
Wir haben diese Diskussion eigentlich auch nur, weil dahinter das Klischee steckt, dass ein Künstler zu leiden habe, um überhaupt kreativ zu sein.
Natürlich bin auch ich manchmal traurig oder deprimiert. Aber ich denke auch hier, dass