Pier Paolo Pasolini in New York, 1966
Foto: © Duilio Pallottelli / L’Europeo

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das kulturelle überformat
Nr. 26 / 24. Juli 2009
#Pier Paolo Pasolini
  6/7
literatur
Pier Paolo Pasolini

sowohl in seinen Romanen «Ragazzi di vita» (1955) und «Una vita violenta» (1959) wie in seinen beiden ersten Filmen «Accattone» (1961) oder «Mamma Roma» (1962). Obwohl er oft mit Laien arbeitete und er anfänglich von der Kinotechnik wenig verstand, gelangen ihm faszinierende Porträts der italienischen Gesellschaft. Und obwohl ihn seine Kritik am herrschenden System, das Auflehnen gegen die Autorität der Macht, eigentlich zu einem brillanten Vertreter des Neorealismo hätte machen sollen, hatte er nicht denselben Erfolg wie Roberto Rossellini, Federico Fellini oder Vittorio De Sica. Letztlich bildete Pasolini die ungeschminkte Realität ab, während die anderen Neorealisten die Wirklichkeit für das Kino in eine verfilmte Realität transportierten.

So sehr sich Pasolini auch mit dem Subproletariat verbündete, so sehr blieb er als Intellektueller in einer anderen Welt. In Kolumnen und Essays spie er gegen alle «gesellschaftlichen Errungenschaften» und irgendwann sah er sich auch von den Aussenseitern am Rande der Gesellschaft distanziert, da diese längst auch zu Werkzeugen des Konsums geworden waren. In seinem Filmen begann er sich anderen Motiven zuzuwenden. In «Il Vangelo secondo Matteo» (1964) zeichnete er das 1. Evangelium Matthäus als realistische Erzählung aus der Sicht eines Atheisten nach. In «Teorema» erscheint Jesus in der Gegenwart einer grossbürgerlichen Familie. Die (teilweise sexuellen) Begegnungen der Familienmitglieder mit dem Gast sind fatal. Einzig die Dienstbotin findet nach der heiligen Erscheinung zu einem besseren Leben, alle anderen zeigen sich unfähig, die Erlebnisse zu verarbeiten. Jesus hinterlässt bei diesen Menschen bloss Leere und Chaos.