dubiosen «I’m so sexy»-T-Shirts ausgerüstet worden ist. Oder ist es ein Feldexperiment der Psychiatrie, ein Versuch, die Welt endlich von der galoppierenden Jungsucht zu befreien? Mick Jagger sei Dank – sportliche Rentner gehören heute in Fitnesszentren, auf Rock’n’Roll-Bühnen und sogar im Trend-Klub zum Alltag; tja, und wenn sogar der doch ziemlich schrumpelige Ronnie Wood mit seinen 62 Jahren jetzt erst zu einer Midlife Crisis samt energischem osteuropäischen Girlfriend ansetzen kann, dann dürfen wir Jungen uns alle erst noch auf die Pubertät freuen.
So oder so haben in letzter Zeit etliche rüstige britische Oldies sich auf amüsante und auch etwas beruhigende Weise mit dem Älterwerden auseinandergesetzt. So hat der smarte Schriftsteller Julian Barnes letzthin das Buch «Nothing to be Frightened of» vorgelegt, gemäss eigener Website «an exploration of death, religion and family». Ich glaube, die geneigte LeserInnenschaft wird mir beipflichten, wenn ich behaupte, der Spruch verspreche nicht unbedingt ein süffiges Leseerlebnis fürs Nachttischchen. In der Tat hat mich die Lektüre ein paar Mal um etliche Stunden Schlaf gebracht. Denn irgendwie bringt es Barnes fertig, seine sanft-witzigen Ausführungen über die Todesgedanken eines Atheisten so darzulegen, dass es einem ganz warm wird in der Brust. Höchst ergötzlich ist insbesondere sein Kunstgriff, die eigenen Gedanken zum Thema mit Zitaten von seinem Bruder – einem Philosophieprofessor in Genf – zu spicken, der natürlich immer und jedes Mal völlig anderer Ansicht ist.
Ein ganz anderes Werk versteckt sich hinter dem ebenfalls nicht gerade beschwingten Titel «Somewhere Towards the End». Es ist dies eine überaus muntere Lebensschau, mittels welcher die frühere Verlagslektorin Diana Athill gleichzeitig eine (Zwischen-)Bilanz zieht und von der Warte einer 89jährigen aus den Umgang mit dem Alter beschreibt. Literaturfans dürfen sich ob ein paar böser Kommentare über den zutiefst absurden Elias Canetti freuen.