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das kulturelle überformat
Nr. 26 / 24. Juli 2009
#Wiedergesehen: Paul Schrader, «BlueCollar» (1978)
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film
Wiedergesehen: Paul Schrader, «BlueCollar» (1978)

man ermordet, einer verrät die Gewerkschaft aus Angst an das FBI, und einen hat die Gewerkschaft mit einem Posten gekauft.

Es ist aber nicht die Story – so sympathisch sie ihre salonsozialistische Faust ballt – die den Reiz des Films ausmacht. Oder, darf man wohl sagen, den Regisseur besonders interessiert. Der natürlich trotzdem die Actionmöglichkeiten souverän nutzt. Vor allem der grosse Yaphet Kotto, durch den Blaxploitationkrimi «Across 110th Street» (1971), als Bond-Bösewicht Kataganga (1974) und «Alien» (1979) einer der bekanntesten afroamerikanischen Darsteller der Siebziger, darf immer wieder die enorme physische Präsenz seines massigen, 1,93-grossen Körpers und der dunklen Stimme in den Dienst seiner streetsmarten und mutigen Figur stellen.

Auch Harvey Keitel, diesen Mai gerade 70 geworden, damals zusammen mit DeNiro das Gesicht New Hollywoods, versieht seinen knubbligen Jerry Bartowski mit der ganzen aufrechten Klassentradition der polnischen Einwanderer im US-Film. Und Richard Pryor, der vielleicht beste und rücksichtsloseste US-Comedian überhaupt, überzeugt gegen den Strich besetzt als wortstarker Opportunist.

Doch ebenso aufregend wie das mit viel improvisatorischer Freiheit agierende Ensemble ist die Disziplin, mit der Schrader erzählt, und die Präzision, mit der er beobachtet. Dabei liegt sein Augenmerk auf den sozialen Strukturen, nicht auf der psychologischen Entwicklung der Charaktere, die er beinahe im Sinne Brechts als Typen belässt.