Neben Julie Doucet sind auch andere Hauptexponenten der kanadischen Comicszene wie Chester Brown, Michel Rabagliati, Joe Matt und Seth virtuose Erzähler. Diese allgemeine Freude am Fabulieren scheint triftige Gründe zu haben. Infolge des plötzlichen Winter-Flashbacks erlebe ich es vor Ort, wie die Leute die Bars und Lokale an der Rue St. Denis füllen und dort stundenlang schwatzen und schwafeln. Man hat das Gefühl, dass hier jeder mit jedem redet. Ein Phänomen, welches auch die kanadische Geschichte immer wieder geprägt hat. Konflikte konnten meistens verbal beigelegt werden, bevor Blut fliessen musste. Und grosse kanadische Politiker wie zum Beispiel der Baumeister des kanadischen Bundesstaates, John Alexander Macdonald (1815 bis 1891), sind oft auch grosse Redner und Fabulierer gewesen.
Das verschneite Montreal verlasse ich mit dem Zug, der stets in der Nähe des Lorenzstromes durch Moor- und Heidelandschaften fährt, in die meine Imagination fischende Irokesen stellt. Vorbei an einsamen roten, weissen und grünen Holzhäusern unter einem weiten Himmel.
Drei Exzentriker
Toronto, 12. April 2000. Vier Männer speisen beim Japaner. Chester Brown, Seth, Joe Matt und meine Wenigkeit. Ich nehme an einem Ritual teil, treffen sich doch die drei Comicschöpfer jeden Mittwochmittag, besuchen Antiquariate und schwadronieren ausgiebig. Besser: sie streiten meist. Seth ist der extravertierte Gesprächsführer, Joe prügelt sich mit ihm verbal