Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 26 / 24. Juli 2009
#Seth
  4/11
comic
Seth

herum, während der ruhige Chester hin und wieder einen kargen, aber essenziellen Kommentar von sich gibt. Ein schrilles Trio von sehr unterschiedlichen Comicmeistern. Bleiben wir für diesmal bei Seth, mit dem ich die meiste Zeit verbracht habe.

Kanada ist ein cooles Land. Kontaktfreudige Leute, die im Gegensatz zu vielen Amerikanern oft auf angenehm europäisch anmutende Art und Weise kultiviert sind. Relativ sichere, nichtsdestotrotz lebendige Grossstädte mit ebenfalls fast europäisch anmutendem Alltagsleben. Es könnte das coolste Land überhaupt sein, schwelte nicht dauernd dieser unsägliche Quebec-Konflikt.

Seth hat sich diesem Alltagsleben verschrieben, liebt aber Rückblenden. Er zelebriert in seinen Comics und auch als Person – er trug damals stets Anzug und Hut, woran sich wohl kaum etwas geändert haben dürfte – Vergangenes, das er jedoch nicht nostalgisch idealisiert. Mit Seth verstehe ich mich auf Anhieb, irgendwie verachten wir beide die postmoderne Gegenwart und deren oberflächlichen Fortschrittsglauben. Seine Plots beschwören Epochen, in denen alles langsamer ablief und man sich noch Zeit nahm, über Dinge ausgiebig zu reflektieren.

Innere Monologe

Profunde Selbstgespräche sind denn auch wichtige Bestandteile sowohl von «It’s A Good Life, If You Don’t Weaken» (1996, dt. «Eigentlich ist das Leben schön», 2004) als auch von «Clyde Fans» (2004, dt. 2004).