Zeichnung: © Ry Cooder

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das kulturelle überformat
Nr. 16 / 3. Juli 2008
#Porträt
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dossier: Ry Cooder
Porträt

Von 1970 an nahm Cooder Solo-Alben auf, die stets einen stilistischen oder thematischen Ansatz hatten. Auf seinen frühen Werken widmete er sich den verschiedenen Strängen der US-amerikanischen Roots-Musik; «Into the Purple Valley» (1972) enthielt Lieder der grossen Depression der 1930er Jahre, «Jazz» (1978) war dem frühen Jazz der USA gewidmet, «Bop ’til you drop» (1979) dem Rhythm’n’Blues. Bereits früh fing er an, unerhörten Crossover zu betreiben: auf «Chicken Skin Music» (1976) trafen das mexikanische Akkordeon auf schwarze Gospel-Sänger und hawaiianische Gitarren. Cooder verband, was ihm natürlich schien und handelte sich dafür den Respekt der Musikergemeinschaft ein; dem breiten Publikum war das meist zu viel. Mehr als Achtungserfolge – eine goldene Schallplatte und ein Preis der Musikindustrie in Holland für «Chicken Skin Music» – lagen da kaum drin.

Cooder hielt durch, bis 1988 etwa, präsentierte dem Publikum in kurzen Abschnitten sein musikalisches Potpourri. Dann war einstweilen genug, der Gitarrist wollte keine Alben unter eigenem Namen mehr veröffentlichen und widmete sich fortan der finanziell einträglichen Arbeit an Filmmusik. Der geneigte Fan, der sich von Cooder Jahrzehnte lang durch Stilepochen hatte führen lassen, wäre etwas frustriert zurückgelassen worden, hätte sich der Gitarrist nicht einer seiner ersten Stärken erinnert.

Schon früh in seiner Karriere hatte Cooder angefangen, andere musikalische Welten in der seinen einzubauen. Der junge Kalifornier, der durch das amerikanische Roots-Radio der 1950er Jahre