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das kulturelle überformat
Nr. 16 / 3. Juli 2008
#Interview
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dossier: Ry Cooder
Interview

interpretieren und vielleicht auch neu zu denken. Wie Menschen, die Bilder malen oder Bücher schreiben – man interpretiert seine Existenz. Ich bin nun 61 Jahre alt, Menschenskind, ich habe mein ganzes Leben lang über Songs nachgedacht, Musik gemacht, es wäre auch langsam an der Zeit, dass ich sagen kann, dass ich nun bereit, dass ich reif bin! Ich habe dies natürlich nicht geplant, aber so ist es nun gekommen: nun kann ich meine eigenen Dinge schreiben.

Es gibt da einen wichtigen Faktor, eine Konstante, die mich begleitet seit ich vier Jahre alt bin. Alben haben ein Leben, sie sind ewig, sie haben einen Bogen. Zum Beispiel Louis Armstrong, Blind Lemon Jefferson oder Ludwig van Beethoven. Diese Menschen sind ewig, die finden nicht nur in ihrer Zeit statt. Darum habe ich angefangen, Musik zu machen, Alben aufzunehmen, weil ich Teil dieser Welt werden wollte. Das ist wie ein Zug, der die Jahrhunderte durchfährt, und du hoffst, einen Sitz zu ergattern, um eine Weile mitfahren zu können. Für mich war das seit langem klar, dass das für mich nicht richtig funktionierte. Jedesmal wenn ich auf den Zug aufsprang, haben sie meinen Wagen abgehängt. Und da war ich plötzlich in einem gewissen Alter, spielte gerne Gitarre, und doch schien die Musik nicht das zu bedeuten, was ich dachte. Also musste ich einen Weg finden, das besser, spannender zu gestalten.

Ich dachte mir, wenn ich selbst Songs schreibe, wird es für mich echter. Nun kann irgendwer daherkommen und sagen, das Radio wird dies nicht mögen oder wir können dies nicht verkaufen. Alle diese verdammten Entschuldigungen gehen mich nichts an, weil ich genau weiss, was und wie ich es tun will. Und ich hab Spass dran. Das ist das wichtigste: Spass haben an dem, was man macht.

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