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das kulturelle überformat
Nr. 16 / 3. Juli 2008
#Interview
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dossier: Ry Cooder
Interview

Ry Cooder, im ersten Teil Ihrer Karriere haben Sie vor allem Cover Versionen gespielt. Damals sagten Sie, es sei nicht nötig, selbst auch noch Songs zu schreiben, denn es gäbe schon genügend gute. Woher kommen jetzt all diese Stücke auf dieser Trilogie?

Eine präzise Antwort hab ich nicht. Die Idee zu «Chavez Ravine» kam mir, als ich ein Buch mit alten Fotos angeschaut habe, Fotos aus meiner Jugend, als dieses mexikanische Quartier in Los Angeles noch existierte. Ich dachte mir, es wäre schön, diese Atmosphäre heraufzubeschwören, aber nicht als Geschichtslektion, sondern als eine Art allegorische Story. Dann kam mir die Idee, ein UFO in der Story landen zu lassen – und das war der richtige Ansatz, um der Geschichtsstunde zu entrinnen. Nun musste ich nur noch die Songs schreiben, denn die existierten ja nicht! Derselbe Ansatz gilt für «My Name is Buddy». Das ist eine CD, deren Songs ganz klaren traditionellen  Wurzeln entspringen. Aber auch da brauchte ich eine gute Story mit einer Hauptfigur, und so kam ich auf Buddy, die Katze. Man kann heutzutage soziale Grundhaltungen wie Solidarität oder Gemeinschaft vermissen. Nur will das niemand von mir hören, die Leute würden sich wohl fragen, was der Cooder denn damit will. Also hab ich diese Gefühle meiner Hauptfigur gegeben, Buddy die Katze, denn ich liebe Katzen, und ich dachte, die Leute würden das

so als Fabel akzeptieren. Haben sie aber nicht. «Buddy» hat sich im Gegensatz zu «Chavez Ravine» nicht gut verkauft. Die einzigen, die das hören wollten, waren wohl Lehrerinnen und Lehrer (lacht).

Bleibt der dritte Teil der Trilogie, «I, Flathead»…


Die Idee zu Kash Buk, diesem Hot Rod-Fahrer und Country Musik-Fan war ja bereits während «Buddy» entstanden, und gleichzeitig hatte ich einen richtigen Lauf, also hab ich einfach weitergeschrieben.

Mir scheint, als seien diese drei CDs voll mit einer Art Verlangen nach einer Zeit, in der die USA noch nicht von der Traummaschine Hollywood zugedeckt wurden….

Natürlich sind wir ein Land von Konsumentinnen und Konsumenten. Das deckt alles andere zu. Früher gab es hier noch eine Arbeiterklasse, richtige Do-It-Yourself-Typen, einfallsreiche, kreative Menschen, die sich die Welt zurechtbastelten, bis sie ihnen passte. Keine reichen Kerle, sondern solche, die im Leben ihre eigene Idee verfolgten. Die frühe Country Music ist von solchen Gestalten geprägt. Und was haben wir heute? Wir haben diese unglaublich glatte Oberfläche, diese aggressive Konsumhaltung, die von der Industrie gesteuert wird; da werden die Menschen in Typen, Marken und Brands