«hommage à franz kafka» (1976)
Aus: pavel schmidt, «bezeichnungen und
beziehungen», kehayoff verlag münchen.
Kafka lebt. In seinen Büchern. Und in uns. Und rund um uns herum. Im Kino, in der Musik und in allen anderen Kunstbereichen begegnen wir ihm. Und immer wieder auch im eigenen Leben. Diese kafkaesken Momente – diese Augenblicke dunkler Ungewissheit, dieses Unkonkrete und Beängstigende, das auch die Figuren in «Das Schloss» oder «Das Urteil» verfolgt. Oder die Gedanken frühmorgens, noch im Bett, beim ersten Augenaufschlag: diese Lähmung, weil der drohende Alltag sich bereits keuchend über unser Gesicht und unsere Existenz beugt.
*
Albert Einstein hat erkannt, was wir nicht erkennen konnten. Miles Davis hat Töne gehört, die für uns ohne ihn unerhört geblieben wären. Und Franz Kafka hat uns Worte geschenkt, für jenen Sprachraum, in dem uns die Worte fehlten. Kafka ist kein James Joyce, dessen letztes Geheimnis sich nur den sprachmächtigsten Anglophilen offenbart. Kafka kann jeder lesen. In jeder Sprache. Die Macht seiner Erkenntnis liegt zwischen den Zeilen. Es ist Gefühlsprosa – dazu da, des Lesers Körper umfassend einzunehmen. Kafka lesen ist eine physische und psychische Erfahrung. Hinter den Worten verbirgt sich die Definition der eigenen Befindlichkeit. Und hinter der eigenen Befindlichkeit, da befindet sich Kafka.
*
Das Kino hat auch versucht, den Bildern Kafkas Herr zu werden. Georg Wilhelm Pabst (1948), Orson Welles (1963) und David Hugh Jones (1993) haben den «Prozess» verfilmt. Rudolf Noelte (1968), Jaakko