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Nr. 16 / 3. Juli 2008
#Kolumne von Ernst Molden, Wien
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gedankengang
Kolumne von Ernst Molden, Wien

Nachrichten aus der grossen Geisterstadt Wien (9)

Euro 08: Nachbericht vom Gewitter

Die Euro 2008, sie versinkt mit dem Etikett Riesengewitter in meinem Halb- und Unterbewusstsein. Es waren ja eigentlich viele mittlere Gewitter, während diesem Turnier über unserer Stadt. Aber sie verschmelzen in der Rückschau zu einem einzigen, riesigen. Die Fussballauskenner unter meinen Menschen, sie sagen, dass schneller, ein bisschen fiebriger Fussball gespielt worden sei, und das passt zum Gewitter.

Zehn- oder Hunderttausende Menschen waren da in diesen drei Wochen. In Wien sind jede Menge Sachen passiert. Manche waren einer grossen Geisterstadt würdig, andere wieder nicht. Die meisten habe ich versäumt.

Aber ich war immerhin Teil dieses Obergewitters während des deutsch-türkischen Semifinales. Ich war an einer Schnittstelle dieses Gewitters, an einem seiner gefährlichsten und zugleich luzidesten Orte. Das Gewitter muss ja im Wesentlichen von Basel nach Wien gereicht haben, denn während in Basel irgendwann die Fernsehleitung kollabierte, schlugen auch hier die Blitze ein.

Ich war daheim während dieses Semifinales, und das tat mir (dem der Fussball an sich bekanntlich hinten vorbeigeht) fast ein bisschen leid. Während die Türkei die Tschechen besiegt hatte, waren die Liebste und ich nämlich in der Stadt gewesen, erst ein Konzert anschauen und dann Zeugen werden, wie die türkische Fanlawine sich aus ihrer Zone in die Innenstadt ergoss wie glückstriefende Lawa.

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gelesen und vertont
von Ernst Molden