Cui Jian © www.cuijian.com

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das kulturelle überformat
Nr. 16 / 3. Juli 2008
#Chinas Musikszene
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dossier: China
Chinas Musikszene

1991 in weite Teile Asiens ausstrahlt. In den folgenden Jahren wurde der Sender zunehmend aufgesplittet, einerseits sprachlich, etwa in MTV Mandarin, sowie länderspezifische Sender. Und er erhielt Konkurrenz, insbesondere durch Channel (V), der in einigen Ländern ein grösseres Publikum erreicht. Diese Satellitensender sorgten in den neunziger Jahren zunehmend auch in China für die Verbreitung von Pop und Rock bis in die letzten Ecken des riesigen Landes. Selbst in Ürümqi (Provinz Xinjiang), der am weitesten vom Meer entfernten Grossstadt der Welt, wo sonst alles nur chinesisch und arabisch beschriftet war, fand sich Ende der neunziger Jahre ein «Rock & Roll Cafe».

Mit der Rückkehr der britischen Kronkolonie Hongkong zur Volksrepublik China im Jahr 1997 wandelte sich auch die asiatische Musikszene. Der Cantopop geriet wie vieles andere auch in eine Krise, was durch den Tod der Stars Leslie Cheung und Anita Mui im Jahr 2003 symbolisiert wurde. Viele Stars des Cantopop singen seither auch in Mandarin, um sich stärker auf das Publikum in Taiwan und die zunehmend zahlungskräftiger werdende Volksrepublik China auszurichteten. Seither wird die Musik, auch in China selbst, immer stärker mit amerikanischem R’n’B vermischt, allerdings äusserst stereotyp und epigonal. Dass diese Songs häufig rein kommerziell ausgerichtet sind, beklagt auch Rockpionier Cui Jian. Er kritisiert die jungen Musiker für ihre Oberflächlichkeit und den fehlenden Bezug zur Realität, die für die meisten Chinesen trotz allgemeinem Boom immer noch schwierig zu meistern ist. Gesungen wird nur über das, was man sich erträumt.