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das kulturelle überformat
Nr. 16 / 3. Juli 2008
#Chinas Musikszene
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dossier: China
Chinas Musikszene

Entstanden war der Stil in den siebziger Jahren. Junge Musiker verknüpften westliche Einflüsse von den Beatles über amerikanischen Westcoast-Rock bis zu Hardrock mit chinesischen Vorlieben wie romantischen Melodien und ihrer Muttersprache, dem lautmalerisch-geschmeidigen Südchina-Dialekt Kantonesisch. Einen gewissen Einfluss – vor allem in Bezug auf Sound, Image und Outfit – spielte auch der japanische Pop. In den achtziger Jahren erlebte das Genre mit internationalen Stars wie Anita Mui, Leslie Cheung, Alan Tam und Priscilla Chan ihre erste Blütezeit. Ende der achtziger Jahre entstand auch eine kreative Szene um das kürzlich wiedervereinte Duo Tat Ming Pair, das mit dunkleren englischen Einflüssen aus New Wave und Ambient experimentierte.

Internationale Popularität bis in den Westen erreichten in den neunziger Jahren die aus Peking stammende Sängerin Faye Wong, die bei uns eher als Schauspielerin (etwa im Kultfilm «Chungking Express») bekannt ist, und Jacky Cheung, ein klassischer Crooner, der auch gerne in Actionfilmen auftritt. Wie die meisten Stars aus Hongkong und zunehmend auch aus Guangzhou (Kanton) kosten sie den Charakter des stark vom Mandarin (dem Hochchinesischen) abweichenden Kantonesischen in romantischen Pop-Balladen aus, die für westliche Ohren meist kitschig klingen. Die emotionalen Finessen des Gesangs sind im Cantopop das alles Entscheidende, ob ein Künstler Erfolg hat oder nicht.

Die internationale Erfolgswelle des Cantopop wurde durch das Musikfernsehen MTV Asia verstärkt, das seit