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das kulturelle überformat
Nr. 26 / 24. Juli 2009
#T.C.Boyle: «Die Frauen»
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dossier: Frank Lloyd Wright
T.C.Boyle: «Die Frauen»

ausschlachtete. Mamah übersetzte die Werke der schwedischen Frauenrechtlerin Ellen Key, deren Idee von einer Gleichberechtigung von Mann und Frau zu jener Zeit kaum auf Verständnis stiess.

Mamah scheiterte nicht an den Launen ihres Geliebten, sondern an eben diesen revolutionären Ideen. Als der schwarze Butler von Taliesin, Julius Carlton seine Frau Gertrude mit Fäusten traktierte, schritt Mamah ein und belehrte den konservativen Diener über die Rechte der Frauen auf. In der Folge rastete dieser aus, steckte Taliesin in Brand und ermordete mit einem Beil Mamah, ihre beiden kleinen Kinder und vier weitere Menschen. Trost fand Wright dann in jener Person, die Boyle beim Schreiben sichtlich am meisten Vergnügen bereitete: Miriam Maude Noel, die zweite Ehefrau, hysterisch, aufwendig und Morphium süchtig. Sie, die Wright vergötterte, aber ihn seiner Ländlichkeit wegen als Bauern bezeichnete, den nur sie, die in Paris als Künstlerin gewaltet hatte, auf den rechten Weg würde bringen können. Und schliesslich Miriams Nachfolgerin Olgivanna, jene Frau, die nach den turbulenten Jahren und den Bedrohungen seitens ihrer Vorgängerin bis zumTod an Wrights Seite bleiben würde.

«Die Frauen» liefern kein schlüssiges Bild über Wright ab, aber der Text umkreist diesen ambivalenten Mann mit Hilfe der weiblichen Protagonistinnen so, dass sich die bislang lose bekannten charakterlichen Eigenheiten zu einem Ganzen fügen. Kein Buch dieser Welt würde es schaffen, Wright als Person vollständig einzufangen. Doch in «Die Frauen» gelingt es Boyle zumindest, uns eine Idee dieses Menschen zu