Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 26 / 24. Juli 2009
#T.C.Boyle: «Die Frauen»
  4/6
dossier: Frank Lloyd Wright
T.C.Boyle: «Die Frauen»

Er schildert dabei das Leben der Frauen in umgekehrter Reihenfolge, lässt im ersten Buch also vorerst die dritte Ehefrau, Olgivanna, eine aus Montenegro stammende Tänzerin, auferstehen. Danach folgt die Geschichte der zweiten Ehefrau, von Miriam Maude Noel, «Southern Bell» genannt, die nach der Ermordung von Wrights Geliebter, Mama Borthwick Cheney, in sein Leben trat. Das letzte Buch widmet sich eben dieser Mamah und der verschmähten Kitty, seiner ersten Frau und die Mutter von sechs seiner sieben Kinder.

Kritiker bemängelten bereits, dass Boyle in diesem fast sechshundert Seiten starken Roman des öfteren den Hauptprotagonisten aus den Augen verliere. Doch eine weitere Biographie über Wright abzuliefern, war nicht die Absicht des Autors. Es geht ihm anhand einer prominenten öffentlichen Figur, die mit ihrer Arroganz, ihrem Eifer, ihrer Selbstsucht und ihrem Charakter geradezu als fiktive Weiterführung geeignet ist, ein Porträt von vier Frauen in einer sich verändernden amerikanischen Gesellschaft zu skizzieren. Catherine «Kitty» Tobin heiratete den damals jungen Wright als sie achtzehn Jahre jung war. Sie symbolisiert die klassische Frau der damaligen Zeit. Mutter von fünf Kindern und Hausfrau durch und durch. Erst als sie von ihrem Mann verlassen wird, entsteht bei ihr ein Selbstfindungsprozess. Der Grund für Wright, das von ihm stets als Zentrum amerikanischer Identität bezeichnete Zuhause zu verlassen, war Mamah Borthwick Cheney, die Frau eines Nachbars. Er bezeichnete sie als «Seelenverwandte» und baute für sie im ländlichen Wisconsin Taliesin, wovon die Presse Wind bekam und das Leben in Sünde munter