Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 26 / 24. Juli 2009
#T.C.Boyle: «Die Frauen»
  3/6
dossier: Frank Lloyd Wright
T.C.Boyle: «Die Frauen»

Das einzige, was ihn hätte abhalten können, sich mit dieser übergrossen Figur zu befassen, wäre wohl die Architektur selbst gewesen. Es existieren Hunderte von Bücher über Wrights Werk, zudem hat er selbst zahlreiche Schriften verfasst und auch eine legendäre Autobiographie geschrieben. Wie soll man sich also diesem Besessenen annähern, der sich wie ein Gott fühlte, der sich als Poeten verstand und mit seinen Lehren Tausende beeinflusst hat? Es ist nach der Lektüre dieses Buches offensichtlich, dass der Zugang über die Frauen im Leben Wrights geschehen musste. In den ersten drei Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts gab nämlich kaum jemanden, der diesen eigenwilligen Architekten nicht kannte. Doch es war weniger seiner Bauten wegen, sondern, weil er wie kaum ein anderer der Sensationspresse Stoff für die Titelseiten lieferte. Drei Ehefrauen und eine Geliebte sorgten für genügend Stoff, um die Gier der prüden Leserschaft zu bedienen.

Die Wahrheit sei wichtiger als die Fakten, hat Wright einmal selber gesagt. Und in der Tat können aneinandergereihte Fakten ein falsches Bild ergeben. Weshalb der Trick, sich gemeinsam mit den Tatsachen auf fiktives Gelände zu flüchten, gerade bei Wright als ein adäquates Mittel herausstellt. Boyle erfindet dazu einen fiktiven Architekturstudenten aus Japan, einem Land, dessen Kultur Wright abgöttisch verehrte, weil sie sich so strahlend vom amerikanischen «Barbarentum» abhebte.  Tadashi Sato heisst der Mann, der rückblickend von seinen Jahren als Schüler von Wrieto-San (wie ihn die Japaner nannten) auf dessen Landsitz und Ausbildungszentrum Taliesin in Wisconsin erzählt.