mit Thatcher nicht einverstanden waren. Es wogten also die Polit-Diskussionen – nicht zuletzt Diskussionen um die Frage, ob mit Thatcher am Ende ein Transvestit ans nationale Ruder gekommen sei (diese Frisur! Dieses Handtäschchen!). Einer, der sich jetzt an der Working Class für all die Gemeinheiten rächen wollte, die er in seinen Anfängen irgendwo im Norden erleiden musste, als er es noch nicht so richtig verstand, die Bartstoppeln unter Make-up zu verbergen.
Heute ist die Politik im Pub kein Thema mehr. Es ist, als ob es allen Leuten bei Father Ted vollkommen egal wäre, wer da unten an der Downing Street die Katze füttert. Das mag mit Gordon Browns wirklich sehr langweiligem Kleidungsstil zu tun haben. Vielleicht wäre alles anders, wenn er wie Michael Jackson manchmal im Pyjama zur Arbeit ginge. So oder so zeigt das Desinteresse eine frappante Entwicklung auf: der britische Alltag ist seit den 80er Jahren entpolitisiert worden. Man sieht es auch in der Popmusik: derweil politische Texte in den 80er Jahren zum guten Ton gehörten und es manchmal sogar in die Hitparade schafften, sind sie heute rar wie der sibirische Tiger.
In der Literatur ist es ähnlich. Romane, die sich mit Fragen des Lifestyle, der Lebensphilosophie und den Komplikationen im multikulturellen Suburbia auseinandersetzen, gibt’s zuhauf. Aber der einzige Roman, der auf Anhieb einfällt, in dem die Politik eine fadenführende Rolle spielt, ist «The Line of Beauty» von Alan Hollinghurst, die im Jahr 2004 publizierte, hervorragende Analyse der konsumboomhaften Thatcher-Jahre im Lichte der AIDS-Welle. Das Schwinden des öffentlichen Interesses an der Politik ist nicht von der Hand zu weisen. Schuld daran ist auf jeden Fall auch die lange Reihe von Schmieren-, Korruptions- und allgemeinen Blödheitsgeschichten, welche in den letzten zwanzig Jahren immer wieder beide Parteien in ein schwüles Schummerlicht gestellt haben.