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das kulturelle überformat
Nr. 15 / 5. Juni 2008
#Besuch bei Paul Weller
  8/9
musik
Besuch bei Paul Weller

sich die Band da und dort mit Bläsern, kehrte aber nie wirklich ab von ihren Mod-Ursprüngen. Hingegen wurden ihre Texte immer politischer. In einer Zeit, wo es von Bands mit politischen Texten wimmelte, die sich alle vehement gegen Thatcher und ihre Tory-Partei richteten (man denke nur an die Texte von The Specials und Konsorten), waren diejenigen von The Jam nicht nur die süffigsten, sondern auch die hitparadenträchtigsten. Es war eine Sensation, als Weller die Band 1982 auflöste, weil er keinen anderen Ausweg sah, sich musikalisch zu entwickeln (und ihm der Drummer ganz gehörig auf den Keks ging): im resultierenden Rummel schafften es nicht weniger als dreizehn alte Jam-Singles gleichzeitig erneut in die Top 75 zu gelangen – ein Rekord.

Seine Hoffnungen und Träume seien bescheiden geworden, sagt Paul Weller heute: «Ich wäre nur schon glücklich, wenn ich leben kann. Und wenn ich es erlebe, wie meine Kinder aufwachsen. Und wenn ich weiter arbeiten kann.» Solche Gedanken wären ihm früher nie in den Sinn gekommen. «Das Leben schien endlos zu sein. Plötzlich merkt man, dass dreissig Jahre wie im Flug verstrichen sind. Man redet von Dingen, die 1978 oder 1990 passiert sind – vor Dekaden also! – und man hat das Gefühl, es seien fünf Minuten verstrichen. Beängstigend.» Derweil er durchaus noch politische Fühler hat, sind seine Versuche, das Publikum zu beeinflussen (wie mit «Red Wedge», der mit Billy Bragg, Junior Giscombe und anderen gegründeten Organisation, welche mittels Konzerten Stimmen gegen Margaret Thatcher zu gewinnen versuchte) Vergangenheit. «Die Politiker wirken nun alle gleich auf mich. Kein Unterschied mehr zwischen Tory und Labour. Die altmodische