Paul Weller Foto: © Lawrence Watson

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das kulturelle überformat
Nr. 15 / 5. Juni 2008
#Besuch bei Paul Weller
  7/9
musik
Besuch bei Paul Weller

Sachen Coolness, passte die Band, die dazu noch vom Bauarbeiter-Papa von Paul, John Weller, gemanagt wurde, nicht ins Bild punkiger Urbanität. The Jam sangen den kleinen, provinziellen Satellitenstädten aus der Seele, aber trendig waren sie in keiner Weise.

Die Dinge änderten sich erst mit einer schauderhaften US-Tournee im Vorprogramm von Blue Öyster Cult («es war wie das Leben auf dem Mars – lauter Hippies im Schneidersitz.»). Aus Verzweiflung und Heimweh erstand sich Weller ein Occasions-Exemplar von «Something Else By The Kinks» – ein vergessenes Album einer Band, die in England seit «Apeman» im Jahr 1970 keinen rechten Hit mehr gehabt hatte. Das Album gab Weller – wie Jahre später Blur - einen neuen Focus. Zuerst nahm er mit seiner Band – das Trio bestand noch aus dem Drummer Rick Buckler und dem Bassisten Bruce Foxton – eine Version vom Ray Davis-Song «David Watts» auf, einem homoerotisch angehauchten Lied über einen Working Class-Boy, der den alles überragenden Upper Class-Boy und Mädchenhelden David Watts anhimmelt. Zweitens gab das Beispiel von Ray Davis Weller den Mumm, Songs über seinen Alltag zu schreiben. «David Watts» war im August 1978 der fünfte Top 50-Hit von The Jam, aber auch die erste Single-Auskoppelung von ihrem dritten Album «All Mod Cons» und das erste Lied, dessen Funken auf die Metropole London übersprang.

«All Mod Cons» gehört zu den grössten Alben, die während der Punkzeit aus Grossbritannien kamen. In der Tradition Ray Davis’scher Alltagslakonik hatte Weller seinen Weg gefunden. In der Folge verstärkte