Paul Weller © Universal

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das kulturelle überformat
Nr. 15 / 5. Juni 2008
#Besuch bei Paul Weller
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musik
Besuch bei Paul Weller

Vor die Wahl gestellt, Paul einen kleinen Verstärker zu kaufen oder die Telefonrechnung zu bezahlen, entschied sich der stolze Vater für den Verstärker. Der Songschreiber hat sein Aufwachsen trotzdem immer wieder in recht gemütlichen Tönen beschrieben. Er redet manchmal von der Kameradschaft, in welcher sich die Working Class damals solidarisiert habe. «Das Klischee stimmt», erzählte er vor zwei Jahren der Musikzeitschrift «Uncut»: «Man musste die Tür nicht abschliessen. Niemand klaute von anderen Working Class-Familien. Es hätte gar nichts zu klauen gegeben.» Gerade in einer Kleinstadt wie Woking war dem Klassendenken indes nicht auszuweichen, das den britischen Alltag damals noch wesentlich stärker – oder jedenfalls anders – prägte als heute. Weller wuchs mit den typischen Ressentiments jener Tage auf. Wie für so viele andere Kids in seiner Lage, bot der Traum, Pop- oder Fussballstar zu werden, einen glamourösen Ausweg. «Mit siebzehn Jahren hatte ich nur einen Traum», erinnert sich Weller heute. «Den, mit meiner Band Platten zu machen, meine Musik vor die Leute bringen zu können, erfolgreich zu sein.» Lauter Dinge, die in Erfüllung gingen.

Wir treffen Paul Weller in einem hangarähnlichen Studiokomplex in Westlondon am Rande von Acton, dem Quartier, wo einst The Who wohnten. Hier bereitet er sich und seine Band für die Tournee vor, die das Erscheinen von «22 Dreams» begleitet. Derweil der Cellist am linken Bühnenrand beharrlich einen offenbar problematischen Riff übt, bittet der Sänger an einem wackligen, museumsreifen Campingtisch zum Gespräch. Auf der anderen Seite des Mischpultes steht ein ähnliches Tischchen mit der Verpflegung: Donuts, Sandwiches, Tee. Weller hat sich kaum