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das kulturelle überformat
Nr. 15 / 5. Juni 2008
#Interview mit Alanis Morissette
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musik
Interview mit Alanis Morissette

Oh ja, ich mochte sehr, was sie dort gemacht hat. Und ich bin selber davon fasziniert, wie Frauen seit dem Mittelalter aus der Hierarchie der westlichen Gottheiten ausgeschlossen wurden und darum im heutigen Amerika keine Entsprechung finden. Zum Glück gibt es hier Gestalten wie Quan Yen, die Göttin des Mitgefühls, die ja auch in meinen Texten auftaucht. Sie begann ihr Leben als männliche Gottheit, entschied sich aber irgendwann mal, die Seite zu wechseln. Sie ist für mich ein spannender Bezugspunkt.

Von Gottheiten  verstehen Sie schliesslich etwas. In Kevin Smiths Film «Dogma» haben sie ja die Rolle des Allmächtigen belegt...

Das stimmt. Die alte Vorstellung, dass Gott ein bärtiger Greis ist, der auf einem Thron in den Wolken schwebt und von dort aus über die Menschheit urteilt, die fand ich schon immer lächerlich.

2005 haben Sie die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen. Dabei stehen Sie Ihrer Wahlheimat eher kritisch gegenüber.

Früher wurde ich immer wieder dafür kritisiert, dass ich mich als Ausländerin in die US-Politik einmische. Ich hatte diese läppischen Attacken satt, darum liess ich mich einbürgern. Natürlich wollte ich so auch das Stimmrecht erlangen, um in Amerika wählen zu können, aber da war noch eine ganz persönliche


Alanis Morissette © Warner

Ebene. Mit dieser Geste wollte ich mich bei jenem Land bedanken, dass mir viele Möglichkeiten eröffnet hat, die mir in Kanada verwehrt wurden. Klar gibt es viele Dinge, die an den USA frustrierend sind, gleichzeitig werden der Fantasie hier keine Grenzen gesetzt. Egal, wie wild meine Ideen auch waren, ich habe hier immer Leute gefunden, die mir bei der Umsetzung geholfen haben – ganz im Gegensatz zu Kanada, wo man als Künstler schnell gegen eine Wand rennt.