Selbstschulterklopferei zur WM, einzig und allein dafür, dass man ausländische Fussballgäste nett behandelte und nicht rassistisch verfolgte, schon sehr unerträglich. Die blöde Freude darüber, nun zu einer anderswo und vor allem den USA und Frankreich angeblich so selbstverständlichen Form des Patriotismus Light gelangt zu sein, ging mir ebenfalls auf die Nerven.
Man könnte ja auch mal schlauer sein als andere. Interessant ist vor diesem Hintergrund die nachgerade defätistische Wahl des jamaikanischen Reggaemusikers Shaggy zum Sänger des österreichischen EM-Songs. Nicht zuletzt weil man ihn und seinen Song nicht etwa in Austria oder der Schweiz vorgestellt hat, sondern in der österreichischen Botschaft in Berlin. Dort standen Musiker und Botschafter eingehakt auf der Bühne, nachdem zuvor ein Clip gezeigt worden war, der Shaggy zusammen mit den beiden – wie üblich eher albernen – Maskottchen Trix und Flix in Jamaika und Kärnten zeigte.
Live war Shaggy dabei nicht immer auf der Höhe. So antwortete er mit einem doch sehr überraschten «Da Wot?» auf die Frage, wie er die «Carinthian Mountains», die Berge Kärntens, gefunden habe. Immerhin reagierte er ziemlich versöhnlich auf die Vermutung eines Journalisten, Trix und Flix seien schwul und fürchteten sich vor Jamaika. Was ein berechtigter Einwurf war, denn nicht nur hatte man soeben den Dancehallstar Bountykiller aus Berlin ausgeladen, nachdem Schwulenverbände in ganz Europa auf dessen spezielle und die im Dancehall allgemeine krasse und gewalttätige Homophobie hingewiesen hatten. Die zudem ein gesamtgesellschaftliches Problem Jamaikas ist, wo homosexuelle Kontakte unter Strafe stehen.
Nun gehört Shaggy mit seinem international erfolgreichen Pop-Crossover zu den unverdächtigen Dancehallrepräsentanten. Aber angesichts der derzeitigen Diskussionen um die verklemmte