Haltung der Fussballverbände, Fans und Vereine zu schwulen Fussballern, hätte es vielleicht nicht unbedingt Jamaika sein müssen, das ohnehin mit der EM nichts zu tun hat.
Homophobie ist natürlich überall ein Problem, und sie ist umso krasser, je provinzieller der Kontext. Weshalb sie in recht aufgeklärten Grossstädten wie Berlin, wo sogar der Bürgermeister schwul ist, vor allem beim bigotten Bürgertum und jenen ungebildeten und sozialschwachen Schichten stattfindet, die das Andere aus Identifikationsgründen ablehnen und sich besonders auf traditionelle Männerrollen fixieren. Wofür der Hardcore-Rap Berliner Schule mit Leuten wie Bushido und Sido als gutes Beispiel steht.
Während bei Bushido nichts zu holen ist, hat offenbar der Erfolg Sido wo nicht geschmackvoller so doch gelassener gemacht. An den Grundfesten der Gesellschaft rüttelt der so genannte Hardcore-Hip-Hop sowieso nicht, sie werden nur – Kapitalismus, Patriarchat – ein wenig drastisch ausgeschmückt. Sido kann sich mittlerweile immerhin sehr anschaulich und selbstironisch über die hysterischen Ghettotexte und Gangphantasien belustigen. Im aktuellen Video hüpft er verkleidet als Kind in einem Matrosenanzug und als junges, blondes Mädchen herum, und lässt wie einst Jay-Z einen Kinderchor fröhlich über die Gefahren von Alkohol und Drogen singen. Muss man als erwachsener Mensch natürlich nicht wirklich hören. Zudem funktioniert das immer weniger als Musik und immer mehr als Comedy. Was andererseits auch wieder irgendwie beruhigend ist.
Angesichts der starken existenziellen Aufladung des Boulevards in immer dringlicheren und lagerartigeren Gewinn- und Karriereshows, die ja keineswegs nur mehr für die verzweifelten unteren Schichten stattfinden, finde ich es nämlich cool, dass eben diese mit Typen wie Sido oder Tiger sich zugleich lustvoll, eloquent und distanziert darstellen. Womit sie sich ausserdem elegant von