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das kulturelle überformat
Nr. 15 / 5. Juni 2008
#Wahlkampfzentrale (7)
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360°
Wahlkampfzentrale (7)

An diesem 3. Juni spricht auch Hillary Clinton. In New York. In jener Stadt, die unter der Regierung Bush den grössten terroristischen Anschlag der Geschichte erlebte und die bis heute vom versprochenen Geld aus Washington nichts gesehen hat. Hillary werde ihre Niederlage an diesem Abend nicht eingestehen, hiess es seitens ihrer Kampagne. Hillary aber wäre gegenüber einem Angebot für das Amt der Vizepräsidentin seitens von Obama nicht abgeneigt, hiess es weiter. Sie bricht damit, bevor sie überhaupt aufs Podium steigt, bereits mit zwei ungeschriebenen Gesetzen. Erstens gesteht der Verlierer einer Wahl normalerweise nach dem Endresultat seine Niederlage ein und stellt sich hinter den Nominierten. Und zweitens werden die politischen Druckmittel dazu benutzt, hinter den Kulissen eventuelle Kabinettsposten zu erzwingen, um den Sieger gegen aussen nicht bewusst unter Druck zu setzen und ihn damit zu schwächen.

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Die meistdiskutierte Frage in den letzten Tagen in den USA war: «Was eigentlich will Hillary Clinton?» Es ist eine mittlerweile allen klar gewordene Tatsache, dass die Clintons der Meinung sind, ihnen stünde das Weisse Haus nach acht Jahren Bush nun wieder zu. Wer so denkt, tut sich in der Niederlage schwer. Was also will sie? Drei Szenarien sind denkbar:

1. Al Gore und Dick Cheney haben das Amt des Vizepräsidenten neu definiert und mit einer Macht ausgestattet, die es zuvor nicht innehatte. Der Vize war früher bloss dazu da, um einspringen zu können, sollte dem Präsidenten während seiner Amtszeit etwas zustossen. Kurz vor den Vorwahlen in Puerto Rico, beantwortete Hillary Clinton die Frage, weshalb sie weiterhin in einem aussichtlosen Rennen bleibe, unter anderem mit folgender Aussage: «We all remember Bobby Kennedy was assassinated in June in California.» Ein Satz, der vielerorts Bestürzung auslöste. Als