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das kulturelle überformat
Nr. 15 / 5. Juni 2008
#Wahlkampfzentrale (7)
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360°
Wahlkampfzentrale (7)

versank und bis heute wegen der mangelnden Hilfeleistung aus Washington nicht zu ihrem gewohnten Alltag zurückkehren durfte. John McCain gratuliert an diesem Abend in erster Linie Hillary Clinton. McCain und die Republikaner, oder wie sie sich stets stolz nennen, die GOP (Grand Ol’ Party), versucht Minuten nach der demokratischen Vorwahlentscheidung bereits, mit offener und kollegialer Hand den frustrierten Clinton-Anhängerinnen und –Anhängern ein neues Zuhause anzubieten.

In den letzten Wochen verloren die Republikaner durch Nachwahlen drei Sitze im Kongress. In Louisiana, Mississippi und Illinois. Sitze, die Jahrzehnte fest in republikanischer Hand waren. Seit Nixon, um genau zu sein. Doch die Ideologie, die Nixon einst definierte und die unter George W. Bush zur allein geltenden Doktrin erhoben wurde, hat sich in den letzten sieben Jahren erledigt. Das sagen nicht ihre Gegner, das gestehen die Republikaner selber ein. «Republican» war lange Jahre ein «Brand». Kürzlich aber sagte ein prominentes Parteimitglied: wäre dieser «Brand» Hundefutter, man müsste ihn dringend von den Gestellen der Supermärkte entfernen. Er machte damit den Vergleich mit dem aus China importierten und vergifteten Hundefutter, das kurz zuvor in den USA für Schlagzeilen sorgte. Der ehemalige Senator Bill Frist versandte nach dem Wahldebakel einen Rundbrief mit dem Titel «Democrats Win Landslide Victory», in dem er für November die grösste Wahlschlappe für seine Partei seit Lyndon B. Johnsons Wahltriumph ankündigte.

John McCain, der Aussenseiter, hat die undankbare Aufgabe, gemässigte Parteifreunde mit ihren konservativen Widersachern zusammenzubringen. Einzig die Angst, einen demokratischen Präsidenten erdulden zu müssen, hält die Partei zurzeit noch zusammen. Unter dem ideologischen Schlagstock konnten sich kaum potenzielle Persönlichkeiten entfalten. Und selbst wenn McCain im Herbst gewinnen sollte: das Ende einer Ära für die Republikaner ist gekommen.