meisten dazugelernt. Dieses Projekt hat ihn mit der Frage der Sklaverei konfrontiert, die es natürlich auch in Lateinamerika gab, und die Zusammenarbeit mit den afrikanischen Perkussionisten hat ihm klar gemacht, dass er nicht alles über Rhythmen weiss, nur weil er aus Argentinien stammt.
Auf «Red Earth» prallen ja zwei sehr unterschiedliche Ansätze aufeinander: die zyklische Form der afrikanischen Musik und die narrative, semilineare Struktur des Jazz.
Das hat etwas. Wir stehen ja noch ganz am Anfang dieses Projekts, und diese Formen greifen bei jedem unserer Konzerte mehr ineinander, da kriegt die Musik eine richtige Eigendynamik. Ich verfalle regelrecht in Trance, wenn wir auf der Bühne stehen und uns einem langen Groove hingeben. Da muss ich mich regelrecht wachrütteln und mich daran erinnern, dass wir für ein Publikum spielen und den Song irgendwann mal zu einem Abschluss bringen müssen.
Auf dem Klappentext zu «Red Earth» schreiben Sie, dass sich schwarze Amerikaner davor hüten, ihren afrikanischen Wurzeln nachzugehen. Woran liegt das?
Uns wird immer eingetrichtert, dass Afrika ein rückständiger Kontinent ist, wo es nichts Wertvolles oder Wichtiges zu lernen gibt. Kein Wunder also, dass schwarze Amerikaner sich nicht mit Afrika identifizieren wollen – es ist ja
schwierig genug für sie, ein Selbstwertgefühl zu entwickeln, wenn sie im Alltag ständig mit Vorurteilen und Blockaden konfrontiert werden. Wobei die sozialen Barrieren in letzter Zeit ein bisschen durchlässiger geworden sind, weil jeder, der in Amerika Geld machen kann, automatisch Akzeptanz findet – egal, ob er schwarz oder weiss ist. Der Mammon ist heute der Freipass in der amerikanischen Gesellschaft.
Das sieht man der Hip-Hop- und R’n’B-Szene an, die ja auf Schritt und Tritt den Materialismus zelebriert.
Im Unterschied zu früher gibt es heute Stars wie Beyoncé, die von dieser neuen Akzeptanz profitieren und sich Zweitkarrieren als Schauspieler aufbauen können. Aber obwohl Beyoncé angeblich die schwarze Bevölkerung in Amerika repräsentiert, sieht sie nicht besonders schwarz aus. Es gelten also immer noch dieselben Spielregeln wie früher: je weniger «afroamerikanisch» du aussiehst, desto grösser sind deine Erfolgschancen im Showgeschäft. Ausser in der Musikbranche, die nach weissen Künstlern Ausschau hält, damit sie ganz auf Schwarze verzichten kann. Darum wird Diana Krall auch als First Lady des Jazz herumgereicht, während schwarze Sängerinnen immer mehr aus dem Genre vertrieben werden.
Sie haben sich noch nie davor gescheut, das heikle Thema Rassismus anzupacken. Mit