Gene Anthony, «Psychedelic
Victorian House, Haight Ashbury», 1967
Inkjet print (reprint), © Wolfgang's Vault

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das kulturelle überformat
Nr. 6 / 29. Juni 2007
#1967 – Hintergrund
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dossier: Summer of Love
1967 – Hintergrund

Die Folksongs bezogen sich auf die Traditionen des Liedes als Träger einer sozialpolitischen Botschaft ähnlich wie es der Blues war, sprachen aber vor allem auch die studentischen Bohemiens an, die in den Universitätsstädten angefangen hatten, die Musikszene als Promoter, Publikum und Musiker mitzusteuern. Ein Underground ganz anderer Art war indessen auch in Kalifornien entstanden – die Surf-Szene. Noch weit davon entfernt, ein Massenphänomen zu sein, diente manche Surfer-Community als Sammelbecken für Drop-Outs und Misfits aller Art, auch von solchen, die gern am Reefer pafften.

Der Gitarrist Dick Dale, ein passionierter Surfer, war der Erste, der es schaffte, die Ekstase des hawaiianischen Nationalsportes in glaubwürdig furiose Gitarrenmelodien zu verpacken. Die blutjungen Beach Boys griffen die Idee mehr oder weniger zufällig und als Gimmick auf, brachten in der Folge aber eine derartige Fülle von gloriosen Melodien hervor, dass sich die Lieblingsbetätigung kalifornischer Randexistenzen alsbald zum landes-, ja weltweiten Pop- und Lifestyle-Phänomen mauserte. Nun wurden die Boys von der Plattenfirma und vom Vater der drei Wilson-Brüder, welche die Musik für einen schnell verblassenden «Fad» hielten, gnadenlos angetrieben, noch mehr Hits zu schreiben. In den zwei Jahren von Herbst 1962 bis Winter 1964 füllten sie nicht weniger als acht Alben – dann erlitt der federführende Brian Wilson einen Nervenzusammenbruch. Derweil die restlichen Boys weiterhin pausenlos tourten, sass Brian daheim in Los Angeles, badete im Zeitgeist und bastelte im Studio allein an seiner Vision, noch schönere Popmusik zu machen.