Robert Whitaker, «Ecstatic Girl at Poets
of the World event at the Royal Albert
Hall», 1965

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das kulturelle überformat
Nr. 6 / 29. Juni 2007
#1967 – Hintergrund
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dossier: Summer of Love
1967 – Hintergrund

politische Brisanz von Rock’n’Roll musste nicht in Worte gefasst werden: die Tatsache, dass weisse (vornehmlich der Working Class entstammende) Jugendliche hier den schwarzen Rhythm & Blues für ihre Zwecke adaptiert hatten und auch noch tanzten wie die Brothers und Sisters in den Tanzhallen der Schwarzen, war weit herum schon Provokation genug. Ganz zu schweigen davon, dass viele Texte kaum etwas anderes waren als eine Einladung ans weibliche Geschlecht, sich in den Büschen hinter der Tanzhalle aufs Kreuz legen zu lassen.

Es dauerte allerdings nicht lange, bis das Musikbusiness den Stil so weit bereinigte, dass er harmlos genug war, auch im Tagesprogramm der Radiostationen Platz zu finden. Eine andere Art von Popmusik, Folk, war ebenfalls ins Abseits rangiert worden, nachdem Stars wie Woody Guthrie und Pete Seeger, deren Lieder sich ums Leben und die Rechte der Working Class drehten, im Verlauf von Gouverneur McCarthys Hetzjagd auf Kommunisten mehr oder weniger mundtot gemacht worden waren. Joan Baez und kurz später Bob Dylan holten den Protestsong in den frühen sechziger Jahren aus der Versenkung und passten ihn den Bedürfnissen der Gegenwart an. Dazu gehörte auch die Unterstützung der Völkerrechtsbewegung, welche die Gleichstellung der Schwarzen in allen Aspekten des amerikanischen Alltages forderte und durch den von Martin Luther King Jr. mitorganisierten Marsch auf Washington am 28. August 1963 grossen Auftrieb erhielt (eine Viertelmillion Teilnehmer erschienen, davon etwa ein Fünftel Weisse).