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das kulturelle überformat
Nr. 6 / 29. Juni 2007
#Paul Auster
  3/5
literatur
Paul Auster

Frost (David Thewlis) sein neues Buch, anfänglich mit den üblichen Schwierigkeiten angesichts des Stapels weisser Seiten, die vor ihm liegen. Als eine ihm unbekannte Frau (Irène Jacob) auftaucht, lässt er sich auf sie ein. Je inniger die Beziehung der beiden, desto einfacher kommt er mit dem Schreiben voran. Als er kurz vor Abschluss seiner Arbeit steht, beginnt die Frau krank zu werden. Mit dem letzten Satz seiner Geschichte, haucht er ihr dann gleichzeitig das Leben aus.

In diesem Kammerspiel setzt Auster der Muse eines Schriftstellers ein Denkmal. Und gleichzeitig vergleicht er den Akt des Schreibens als einen eigentlichen Lebensprozess, der mit der schweren Geburt beginnt und mit dem unweigerlichen Tod endet. Keine Frage, dass Martin Frost am Ende des Films eben dieses Drehbuch zum Film niedergeschrieben hat. «The Inner Life Of Martin Frost» ist demnach ein Film über einen Autoren, der ein Buch schreibt über einen Autoren, der…und so weiter und so fort. Und schon wieder sitzen wir im Friseursalon.

Klar hat man Auster, den man auch schon als Brooklyns Kafka bezeichnete, vorgeworfen, er sei ein «writer’s writer». Also einer, der nur bei Autoren selbst auf Begeisterung stösst. Das stimmt so nicht. Austers Romane lassen sich auf mehreren Ebenen lesen. Dafür sind Kenntnisse übers Schreiben nicht notwendig. Das Verwirrspiel zieht eben auch den Leser mit ein. Ohne Leser würde ein Buch wenig Sinn machen. Genau so wenig würde es Sinn machen, einen Leser ohne Buch zu haben. Oder einen Spiegel ohne einen Menschen davor.