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das kulturelle überformat
Nr. 6 / 29. Juni 2007
#Autorenporträt
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dossier: Philip K. Dick
Autorenporträt

er das stärkere der beiden Babies war. Philip K. Dick kam sein Leben lang nicht mit Frauen klar, war fünfmal verheiratet und hatte unzählige Liebschaften. Seine Existenz wurde geprägt von der Faszination dualistischer Dilemmas. Am besten lässt sich dies in der immer wiederkehrenden Frage «Mensch oder Android?» in seinen Werken nachlesen.

Dick schrieb sich seine Fragen an das Leben regelrecht vom Hals. Manchmal in Schreibanfällen, die bis zu zwanzig Stunden anhalten konnten. Er schreibe mit den Händen, hat er mal gesagt, die Worte kämen nicht aus dem Kopf, sondern aus den Händen. Um diesen Auswürfen gerecht werden zu können, putschte sich der Autor mit allen möglichen Rauschmitteln auf und begann sich mit der Vorstellung abzufinden, dass er hier bloss als ein Medium fungierte. Drogensucht und Paranoia waren die Folge davon. Es sollte noch wilder kommen. In den beiden Monaten Februar und März des Jahres 1974, die mit der Bezeichnung «2-3-74» zu einem Wendepunkt in seiner Biographie führten, soll ihm in Halluzinationen, aber auch real in Form von Menschen, das Göttliche begegnet sein.

Für Philip K. Dick, der lange davon ausging, dass er «programmiert» worden sei, im März 1974 zu sterben, war dies die Antwort auf viele von ihm gestellten Fragen. Sind wir alle nur geträumt? Sind wir Menschen oder denken wir bloss, dass wir Menschen sind? Ist die Welt um uns herum real oder wird sie uns bloss vorgegaukelt? Was geschieht, wenn der uns Träumende erwacht? Sind wir dann noch existent? Er war überzeugt davon, dass ihm mit dieser «göttlichen Erscheinung» sämtliche kosmischen Fragen beantwortet worden waren. Doch die Erklärung seiner Einsicht in schriftlicher Form versuchte er bis an sein Lebensende 1982 immer wieder aufs Neue dingfest zu machen. Das Journal mit dem Titel «Exegese» umfasst um die 8’000 Seiten und ist ein Brainstorming zwischen Physik, Psychologie, Religion und Astronomie.