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das kulturelle überformat
Nr. 14 / 8. Mai 2008
#The Raconteurs
  11/12
musik
The Raconteurs

Jack White: Da will ich nun mal unterbrechen und sagen, dass mir diese Mentalität jederzeit lieber ist als die coole Garage- Rock- Hipster- Mentalität. Ich würde lieber falsche Plastikmusik in diesem Stil spielen und auf die Loyalität der Fans bis ans Lebensende zählen können. Musik auf der Hipster-Ebene von «das ist diese Woche cool und wird nächste Woche ganz bestimmt nicht mehr cool sein» austauschen zu müssen – grässlich. Diese Umgebung, aus der wir alle herausgewachsen sind – da steckt kein Leben mehr drin. Fans haben da nur noch die Lebensdauer einer einzigen Generation oder gar eines einzigen Songs.

Brendan Benson: Die Entscheidung ist dir überlassen. Willst du vor einem Haufen Menschen auftreten, die mit verschränkten Armen dastehen und möglichst in die andere Richtung schauen und auf jeden Fall so tun, als ob sie das Ganze absolut nichts angeht? Oder willst Du bei so einer Country-Show in Nashville mitmachen, wo die Menschen mitgehen wie Verrückte, wo sie jeden Moment lieben, und wo jeder seinen Spass hat? Es ist die älteste Story auf der Welt. Das ist cool.

Als Aussenseiter hat man das Gefühl, der Süden sei zutiefst konservativ eingestellt. Wie erlebt Ihr das?

Jack White: Der amerikanische Süden ist traditionellerweise konservativ. Er ist ja auch der Bibelgürtel. Man hält an traditionellen

Werten fest. Im Norden, wo die grösseren Städte sind, wird es liberaler und vielfältiger.

So einfach kann das nicht sein für Euch, in einer so konservativen Umgebung zu leben. Oder gibt Euch das erst den Rahmen, in dem gegenüber Ihr Euch definieren könnt? Erleichtert es in diesem Sinne die Orientierung?

Jack White: Es ist eine schwierige Sache. Ich äussere mich in Amerika selten über Politik, weil ich das Gefühl habe, meine Stimme werde sowieso nicht gehört. Ich kann nichts ausrichten. Darum diskutiere ich mit den Leuten nie über Politik. Gesetzt den Fall, dass ein Handwerker bei mir zuhause bei der Arbeit plötzlich Dinge sagt, mit denen ich nicht einverstanden bin, republikanische Dinge oder total konservative Dinge etwa – selbst dann bemühe ich mich selten um eine Diskussion. Es ist nicht wirklich eine Beziehung wert, die sich sonst auf der Ebene von «Wow, wie schön das Wetter heute doch ist» bewegt. Es wäre eine sinnlose Debatte. Menschen mit liberaler Einstellung haben sich nicht vorgenommen, den Rest ihres Lebens liberal zu denken, nur, dass sie einen offenen Geist bewahren wollen. Aber wer sich mal auf eine konservative Haltung eingestellt  hat, wird für den Rest seines Lebens im konservativen Denken eingeschlossen sein. Darum gebe ich mir in solchen Situationen keine Mühe, meine Meinung zu formulieren. Was käme dabei heraus – ausser einem Streit?