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das kulturelle überformat
Nr. 5 / 31. Mai 2007
#Kolumne von Hanspeter Künzler
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gedankengang
Kolumne von Hanspeter Künzler

Dorf statt Dorf oder:
London statt Zürich


Man merkt nicht gleich bei der Ankunft in Zürich-Kloten, dass man im Dorf gelandet ist. Das merkt man erst ein paar Stunden später, wenn einem der erste Zürcher beim ersten Bier sein Leid klagt, weil er halt in einem Dorf wohne. Der Spruch mit dem Dorf ist ein Refrain, der den Zürcher Alltag sprenkelt wie die «Motherfuckers» einen Eminem-Text. Er ist quasi das perkussive Element, welches den Text weiterdrängt. Und mit der Zeit ähnlich auf die Nerven geht. Dabei stimmt es ja auch ein bisschen. Zürich ist winzig. Jedenfalls im Vergleich zu London, wo ich gewöhnlich meine Tage verbringe. Eine halbe Stunde, maximal 45 Minuten, muss man rechnen, um rechtzeitig von A nach B zu kommen. In London ist gleich eine Stunde einzuplanen, sobald die U-Bahnfahrt ein Umsteigen erfordert. Und will man vom linken Ende der Stadt zum rechten, oder gar vom oberen zum unteren gelangen, dauert es ähnlich lang wie von Zürich nach Bern. Und genau darum ist London manchmal sogar kleiner als Zürich. Let me explain…

Distanz schafft Distanz. Wer in Zürich lebt, besucht seine Freunde im bernischen Spiez ebenso selten wie ein Nordwestlondoner wie ich für ein Plauderstündchen nach Croydon fährt. Andererseits kann es einem Zürcher schon mal passieren, dass er auf dem Heimweg einen kurzen Umweg macht – in der Hoffnung, der Sowieso habe ebenfalls noch Lust auf Kaffee und Kuchen. Dieses Vergnügen spontaner Visiten ist dem Londoner weitgehend versagt. Es sei denn, er verkehre in Ausländerkreisen. Denn die Briten halten es für im höchsten Masse unhöflich, einfach so bei jemandem hineinzuplatzen. Live and let live. Diskretion über alles. Die Furcht davor, man könnte stören, überwiegt jedwelche Erwartungen, dass der andere sich ob des Besuches und der mitgebrachten Hochzeitstorte sogar ein bisschen freuen könnte. Diese