deren 68-jähriger Vater Selbstmord, um Laus Aufmerksamkeit doch noch auf seine Tochter zu lenken. Diese verlangt nun von Lau eine Entschädigung von fast 100’000 Franken.

An der Musikmisere haben auch traditionelle Musiker zu beissen. Mit Konsternation in der Stimme erklärt Yeuk Chai Yeung, dass die Behörden ein Konzert der Rolling Stones unterstützt hätten, für die lokale Musikszene aber gar nichts täten. In seiner Wohnung demonstriert er den anrührenden Klang verschiedener Er-hu-Geigen, um ihn herum stehen Stapel von CDs und DVDs, als sei er ein Musikjournalist. Er kaufe sie blind, eigentlich nur aus Kuriosität, erklärt er schmunzelnd, als ich darunter auch eine von Britney Spears entdecke. Sie seien eben sehr billig, für umgerechnet 500 Franken kriege man bei diesem Outlet in Mongkok sogar eine Tonne. Es seien aber nicht wie sonst üblich Piratenprodukte, sondern legale CDs, die derart entsorgt würden, weil sie nicht verkauft werden konnten.

Yeuk Chai Yeung muss sich seinen Lebensunterhalt mittlerweile mit Musikunterricht verdienen. Aber einen Groll gegen diejenigen, die Musik ohne zu zahlen konsumieren, habe er nicht entwickeln können. Vielleicht entspreche es der buddhistischen Mentalität, dass man das verteile, was man habe. Ein Problem der traditionellen chinesischen Musik sei zudem, dass sie wegen der Pentatonik recht limitiert sei. Er spielt mir eine Live-Aufnahme von sich und einem Piano spielenden Komponisten vor, auf dem sie die Pentatonik spannend mit Zwölftonmusik erweiterten. Einen Verleger dafür hätten sie nicht gefunden – das lasse sich eben nicht verkaufen.

Völlig entspannt, weil offensichtlich rein aus Freude an der Sache, spielen einige Musiker im Teehaus von Ip Wing Chi traditionelle chinesische Musik. Sie verdienen ihr Geld längst in einem anderen Beruf. Obwohl das stilvolle Teehaus im zentralen Hong Kong Park liegt, ist kein Dutzend Zuhörer anwesend. Im «richtigen» China