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das kulturelle überformat
Nr. 23 / 14. April 2009
#Townes Van Zandt
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dossier: Singer/Songwriter II
Townes Van Zandt

Van Zandts Karriereentscheidungen wiederum sind allerdings von Beginn an durch Verweigerung und Selbstzerstörung geprägt. Alkohol und Drogen begleiten sein Leben praktisch von der späten Jugend an und schon 1971 wäre er beinahe an einer Heroin-Überdosis gestorben. Die Produktion von Studio-Alben vernachlässigte er zunehmend – sechs seiner insgesamt neun Alben entstanden von 1968 bis 1972. Wobei das spartanische, ganz unverfälschte Countryalbum «At My Window», 1987 kurz als Karriereschub gehandelt, sicher eines seiner schönsten ist.

Immer öfter wurden jedoch auch die Konzerte zu ungewissen Angelegenheiten. Würde er den Auftritt durchstehen ohne zusammenzubrechen? Würde er leidlich nüchtern sein und die Songs beenden können? Oder würde er gar – wie auf zwei Auftritten, die ich 1991 und 1996 gesehen habe – rührend, witzig, leicht angetrunken plaudernd die Zwischenräume selbstironisch dehnen und dabei mit dem bescheidensten Gestus die wunderbarsten Songs vortragen?

Seit seinem Tod hat sein Ruhm nur ein wenig Fahrt aufgenommen. Immerhin gibt es mehrere Biographien und vor drei Jahren erschien sogar ein ausgezeichneter Dokumentarfilm, nach einem seiner bekannteren Stücke «Be Here to Love Me» betitelt. Sie alle beschreiben ein Leben, das fast von Beginn an der Auflösung zustrebt, und dessen Kürze er selbst ahnungsvoll immer wieder voraussagte. Dabei steht dem oberflächlichen Mangel an Ehrgeiz, der Art, wie