«Sie hören jetzt ein Medley meiner grössten Hits» – mit diesen Worten kündigte Townes Van Zandt auf Konzerten gelegentlich seinen Song «Pancho and Lefty» an. Was bei allem selbstironischen Understatement sogar noch eine Übertreibung war. Denn schliesslich hatte das Stück, das er 1972 aufgenommen hatte, noch nicht mal in seiner eigenen Version Erfolg. 1983 landete die Outlaw-Ballade vielmehr in der Interpretation der beiden Country-Altmeister Merle Haggard und Willie Nelson auf dem Spitzenplatz der US-Charts.
Erfolg in der Popmusik ist immer eine rätselhafte Angelegenheit. Zu den grösseren Rätseln dürfte dabei die lebenslange und eigentlich auch heute, 12 Jahre nach seinem Tod, andauernde Semi-Obskurität Townes Van Zandts gehören. Denn es sind nicht nur ein paar Musikkritiker und Fans morbider Sangeskunst, die seine Songs zusammen mit dem Werk Bob Dylans für die besten, eindringlichsten und tiefsten der letzten 40 Jahre halten. Van Zandts relativer Aussenseiterstatus überrascht auch, weil er einer jener Musician’s Musician ist, die von einer grossen Schar glücklicherer Kollegen als Einfluss, Vorbild oder einfach grosser Meister geführt werden. Leute aus seinem näheren Umfeld des Neo-Country und Countryrock der ersten Generation, von Guy Clark über Nancy Griffith zu Emmylou Harris, ebenso wie jüngere Rock- und Folkleute von Mudhoney über die Tindersticks zu Sonic Youth, mit deren Drummer Steve Shelley er gerade ein Album plante, als er am 1. Januar 1997 mit nur 52 Jahren an einem Herzinfarkt starb.