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das kulturelle überformat
Nr. 23 / 14. April 2009
#Joseph O'Neill
  5/6
literatur
Joseph O'Neill

Es ist wahrlich ein meisterhafter Einfall durch einen exotischen Sport wie Cricket ausgerechnet Einlass in die Grundseele der Stadt zu erlangen. Hans ist der einzige Weisse im Team. Und: als Holländer symbolisiert er gewissermassen die Gründerväter, hiess doch New York einst New Amsterdam. Doch inmitten dieser aus früheren Kolonien stammenden Immigranten ist ausgerechnet er jener, der vom städtischen Alltag am weitesten entfernt zu sein scheint. Er lebt in einem Hotel, umgeben von der Bohemia, und er arbeitet als Analyst geradezu symbolisch in einem Büro hoch über der Stadt, dessen Strassen er nun langsam kennenzulernen beginnt.

Dafür will er den Führerschein machen (sein europäischer wird in den USA nicht akzeptiert). Chuck fungiert dabei als sein Fahrlehrer und so reisen sie mit dessen altem Cadillac, der von amerkanischen Wimpeln und Aufklebern zur Unterstützung der Truppen im Krieg nur so wimmelt, durch die Stadtteile. Der Wagen zeigt deutlich, dass Chuck, wie soviele Immigranten, sich nichts sehnlicher wünscht, als ein richtiger Amerikaner zu werden, während bei Hans durch die finanzielle Unabhängigkeit solche Bestrebungen gar nie in Gang gesetzt wurden.

In der Folge kollidieren die Erfahrungen von Hans, seine Reisen durch die Stadt und seine Besuche bei der entfremdeten Familie, mit Erinnerungen. Der Leser findet sich im Kopf von Hans wieder, der die unzähligen Dinge in seinem Kopf zu ordnen beginnt. Was aus Hans und Chuck wird, ist unerheblich, da wir es bereits zu Beginn des Buches erfahren. Doch in der