Novel zugewandt. Dass sich Blutch der Umsetzung des unmoralischen Romanfragmentes von Petronius sowie der Filmversion («Fellini Satyricon», 1969) von Federico Fellini annimmt, ist nicht verwunderlich, denn der Zeichner ist, stets wohltuend abhold jedweder psychoanalytischen Deutelei, an den schrägen und spektakulär-dramatischen Seiten des Liebeslebens interessiert. Blutch geht dabei sehr frei mit dem Stoff um, er stellt zum Beispiel den Raub des Hermaphroditen an den Anfang der Story und lässt das Gastmahl des Trimalchio ganz weg. Die Zeichnungen sind bei aller Skizzenhaftigkeit diszipliniert durchgearbeitet und muten formal nicht selten «klassisch» an.
Ebenso unmoralisch, jedoch optisch in einer sehr kompakten und ästhetisch äusserst reizvollen Kohle/Bleistift/Farbstift-Mischtechnik inszeniert, bietet die Graphic Novel «La Volupté» (2006) ein gutes Beispiel für die Entwicklung des Zeichners.
Ein seltsames Personal, darunter alte Männer, junge Frauen, Jäger, Voyeure, ein Fuchs und ein Affe, steht untereinander in ebenso seltsamen Beziehungen, wie sie nur Blutch sich ausdenken kann. Da hat sich einer der beiden Jäger in eine blutjunge rothaarige Studentin verknallt – sie findet das rührend und schenkt ihm ein Polaroid ihrer Scham; der herumstreunende Schimpanse wiederum ist