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das kulturelle überformat
Nr. 13 / 4. April 2008
#Interview mit Moby
  9/9
musik
Interview mit Moby

«Comes A Time» ist ein deutliches Beispiel für einen solch intimen Moment: da gibt es nur den Hörer, Neil Young und seine akustische Gitarre. Und das ergibt diese Verletzlichkeit, die soviel grossartige Musik auszeichnet. Ich werfe der modernen Musik vor, dass ihre Protagonisten sich der Verletzlichkeit verweigern. Die Musik muss wieder persönlicher werden.

Sie arbeiten mit den neuesten technischen Errungenschaften, haben überall Ihren Laptop mit dabei. Und obwohl Sie jetzt mit «Last Night» ein Konzeptalbum veröffentlichen, müssten Sie es eigentlich gut finden, dass man sich auch nur einzelne Songs im Internet downloaden kann.

Es ist nun mal die Welt, in der wir leben. Persönlich allerdings finde ich es eher traurig. Ich träume als Künstler natürlich davon, dass es da draussen irgendjemanden gibt, der sich mit dem ganzen Album auseinandersetzen will. Das Album als Kunstform ist eine zu schöne und zu wertvolle Sache, als dass man es einfach fallen lassen sollte. Aber ich bin überzeugt, dass das Album verschwinden wird. Und ich werde es vermissen. Bis zum Zeitpunkt, wenn wieder genug Leute darauf zurückkommen werden. Auch davon bin ich überzeugt.

Sie sind ja auch engagiert in MoveOn, einer Bürgerrechtsbewegung. Zum Ende noch ein Statement zur amerikanischen Politik.

Die Zeit zwischen Ende 2000 bis 2006 ist eine der schrecklichsten Zeiten, die wir hier je hatten. Danach übernahmen die Demokraten die Mehrheit in beiden Kammern in Washington und haben nun auch mehr Gouverneure als die Republikaner. Ich sehe das als schrittweise Veränderung. John McCain ist nicht so schlimm, obwohl ich ihn nie wählen würde. Mike Huckabee wäre gefährlich gewesen. Und ich denke, egal, ob es nun mit Hillary Clinton die erste Frau sein wird oder mit Barack Obama der erste Afroamerikaner, beides wäre grossartig und würde eine ungemein wichtige Botschaft auch an den Rest der Welt senden. Die Ära Bush mit ihrem Isolationismus geht zu Ende. Zuletzt hat er ja sogar noch den Dollar zu Fall gebracht. Nach Jahren voller Frust, geniesse ich die Politik heute wieder. Es gibt wieder Hoffnung.


Aktuelles Album: Moby, «Last Night» (Mute / EMI)

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