Glücklicherweise waren die alle ziemlich offen und abgeklärt. Aber als wir dann die Streicherinnen ins Studio einluden, musste ich alles zensurieren. Das waren alles so christliche Frauen mittleren Alters aus dem Mittelwesten.
Also haben Sie Ihre Stimme ausgeblendet?
Ja, und ein paar Titel habe ich auch verändert. Ich wollte sie nicht beleidigen, weil sie alle sehr nett waren. Ich spiele leider nicht gut genug Cello, um diese Parts selbst aufnehmen zu können. Aber ich wollte auch niemanden vor den Kopf stossen.
Haben Sie Ihre Arrangements denn selbst geschrieben?
Ja, zusammen mit Nate Walcott.
Der genauso wie Produzent Mike Mogis auch zu Conor Obersts Band Bright Eyes gehört...
Ja, er spielt da Trompete und ein wenig Tasten. Aber er ist vor allem ein erstaunlicher Arrangeur und Komponist. Ich hatte schon vorher einiges fertig arrangiert, aber hie und da stoppte ich beim gemeinsamen Anhören einfach mein Demo und erklärte ihm, was ich mir vorstellte. Er schickte mir dann seine Parts, während ich im Studio andere Songs aufnahm. Es war ein sehr gedrängter Arbeitsrhythmus, aber er schüttelte da schon ein paar grossartige Ideen aus dem Ärmel.
Wir haben vorher über Musik aus den Siebzigern gesprochen. Bis in die Neunziger hinein waren bestimmte textliche Inhalte ja ziemlich strikt mit bestimmten Musikstilen assoziiert. Wenn zum Beispiel schlimme Wörter vorkamen, rief das nach einem Hardcore-Punk-Song. Und wenn etwas lieblich oder sentimental war, setzte man Streicher dazu. Sie dagegen singen sehr explizite Texte zu oft sehr lieblichen Arrangements. Tun Sie das bewusst?
Es passiert mir einfach. Es ist nicht meine Absicht, ich habe einfach eine sehr grobe Sprache. Ich versuche mich da zu bessern.
Aber es ist nicht einfach nur grobe Sprache. Wenn Sie etwa über Fellatio singen, dann erfüllt das innerhalb des Texts einen Zweck, genauso wie es das in einem Roman tun würde. Es ist ja eher eigenartig, dass solche Dinge in Popsongs viel seltener artikuliert werden als in Büchern.
Ja, genau. Das ist wirklich seltsam. Ich bin meine eigenen Songs so gewohnt, dass mich die Reaktion darauf oft überrascht. Ich kann mich erinnern, als «Galaxy of the Lost» herauskam, sprachen mich viele Leute auf die Zeile an, wo ich mich beim Küssen übergebe. Ich war verwundert, dass das allen so auffiel. Dabei gibt es eigentlich noch viel schlimmere Zeilen in diesem Song. Die Musik dazu klingt süsslich, aber in meinem Kopf war das immer schon ein sehr bitteres, harsches Lied.