Ausserhalb Frankreichs wurde Camille vor allem als Gastsängerin der Band Nouvelle Vague einem grösseren Publikum bekannt. Im eigenen Land dagegen gehört sie zu den erfolgreichsten Protagonistinnen einer neuen Generation. Dabei unterscheidet sich Camille von den anderen Vertreterinnen und Vertretern des «nouvelle chanson» dadurch, dass es ihr immer wieder darum geht, stilistische Grenzen aufzureissen.
Ihre Musik ist eine Ansammlung von schier unendlichen Einfällen. Ihre Waffe, die sie nutzt, ist ihre Stimme, das zeigte sie bereits eindrücklich 2002 auf ihrem noch stark dem Chanson verpflichteten Erstling «Le sac des filles», vor allem aber beim mit zwei «Victores de la Musique» («Album révélation de l'année und «Artiste révélation scène de l'année») ausgezeichneten Zweitling «Le Fil» von 2005.
Die Reduktion der Masse führte sie weiter auf dem Album «Live au Trianon» ein Jahr später. Und nun, auf «Music Hole» hat neben den Klängen von Stimme und Körper gerade noch ein Piano als Kontrapunkt Platz. Das Stimmwunder Camille überrascht auf ihrem neuen Werk mit Einsichten zwischen Melancholie und Humor. So singt sie in «Money Note» augenzwinkernd «I just want to beat Mariah», währenddem sie in «Katie’s Tea» die Textzeile «Lipton Twinings PJ tips Tat ou Tetley» als Rhythmusunterlage verwendet. Camilles ernstere Seite lässt sich in Liedern wie «Kfir» finden, in dem der Schmerz des Nahostkonflikts mit dem Satz endet: «Le soleil de ton pays est le même que celui du pays ennemi».