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das kulturelle überformat
Nr. 13 / 4. April 2008
#Guy Peellaert
  3/11
comic
Guy Peellaert

Fragt man Peellaert, was ihn stilistisch zu «Jodelle» und «Pravda» inspiert habe, kommt eine kurze und klare Antwort: «Pop Art und Flipperkästen. Zu der Zeit war ich total fasziniert von Flipperkästen.» Und wie kam er überhaupt auf den Comic? «Nach der Kunstschule begann ich als Theatermaler am Théatre National in Brüssel, glaubte dann aber, dass Werbung wohl die wahre Kunst des 20. Jahrhunderts sei. Also habe ich das eine Zeitlang ausprobiert, um bald festzustellen, dass dem nicht so ist. Ich wollte etwas kreieren, was länger anhält, als eine simple Illustration, ein eigenes Universum, ein Werk, mit dem man längere Zeit leben kann. So stiess ich auf die Comics. Das war sehr einfach, alles was man dazu brauchte, waren Papier, Zeichenutensilien und Zeit. ‹Jodelle› habe ich zusammen mit einem damaligen Freund, Pierre Barthier, ausgeheckt. Zu jener Zeit verfertigte ich vor allem Illustrationen und wollte das Projekt dazwischen schieben und merkte bald, dass ich das gar nicht schaffen würde. Also mieteten wir uns für drei Monate in einem Haus am Meer in Belgien ein und stellten dort das Buch in Klausur fertig.»

In Klausur und wohl auch mit «Artists little helpers», den Pillchen, welche die Pupillen wie Feuerrädchen drehen lassen. Die rechte Hand wird, vor Kreativität zitternd, vom Flipperkasten weg direkt aufs Papier geführt und dort entsteht ein von knalligen Grundfarben bestimmtes Sünden-Rom im Dschungel zwischen aufblitzenden Pinball-Pilzen. «Jodelle» ist die perfekte Comic-Bebilderung des hedonistischen Nonsense jener Tage. Man nehme Persönlichkeiten und Stars – es kommen hier Sylvie Vartan als Jodelle, Aznavour, die Beatles, Papst Paul V., Präsident Johnson und andere vor – und stelle sie in ein amerikanisiertes