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das kulturelle überformat
Nr. 13 / 4. April 2008
#Guy Peellaert
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comic
Guy Peellaert

Illustration im herkömmlichen Sinne interessierten ihn so wenig wie Comics, schimpfte vor einigen Jahren ein damals rund 60-jähriger Künstler in seinem Atelier in Paris und beendete die Tirade mit einem Mephisto-Gelächter. «Das Zeug ist doch», fährt er mit einem Seitenblick auf die italienische «Pravda»-Ausgabe des interviewenden Journalisten fort, «zu einem guten Teil unter Drogen entstanden, ich erinnere mich gar nicht mehr an die Details.»

Der so abschätzig auf eine für heilig erklärte Epoche zurückblickt, heisst Guy Peellaert und hat zu dieser für gewöhnlich glorifizierten Zeit zwei innovative Comic-Meisterwerke beigesteuert: «Les Aventures de Jodelle» (1966) und «Pravda» (1968). Der 1934 geborene belgische Illustrator und Maler, der seit 1966 hauptsächlich in Paris lebt und dem Journalisten an einem Septembernachmittag in seinem mit Papier übersäten Tischen und vollen Büchergestellen möblierten Atelier gegenübersitzt, mag nur ungern über seine Comic-Zeit reden, hat er doch bereits 1970 dem Comic im engeren Sinne den Rücken gekehrt. Es erfordert eine gewisse Diplomatie, ihn zu Reflexionen über Gestriges zu animieren.

«Jodelle» und «Pravda» waren damals vorwiegend Insider-Erfolge und beflügelten vor allem Zeichner, Illustratoren und Maler zur Nachahmung. Als «Jodelle» erschien, machte der hier berichtende Journalist gerade seine Abschlussprüfung als Grafiker an der Kunstgewerbeschule Zürich und liess sich danach in Milano stark von der Pop Art-Verarbeitung der beiden Peellaert-Comics beeinflussen – als einer unter Legionen.