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das kulturelle überformat
Nr. 22 / 16. März 2009
#Geschichte
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dossier: Hardrock
Geschichte

In diesen Genres begegnete man häufiger einem Sinn für Humor und sogar einem (umwelt-)politischen Bewusstsein. In der Tat zersplitterte die Hardcore-Szene bald in unzählige Unterszenen, die sich vorab im Mass ihrer politischen Militanz unterschieden – ja, unter dem Titel Queercore entstand sogar eine homosexuelle und lesbische Sub-Metal-Szene.

Was AIDS nicht geschafft hatte – nämlich die Exzesse der kalifornischen Metal-Szene in die Schranken zu weisen – schafften Grunge und 1988 ein weiterer Film: «The Decline of Western Civilization Part II: The Metal Years» von Penelope Spheeris. Dabei handelte es sich um einen Dokumentarfilm über die Stars und Möchtegern-Stars von Los Angeles. «Ich hätte mir am liebsten eine Papiertüte über den Kopf gestülpt und wäre hinausgeschlichen», sagte Odin-Gitarrist Jeff Duncan nach der Premiere. Spheeris hatte die Szene in ihrer ganzen, selbstvernarrten Kaputtheit perfekt auf den Punkt gebracht. In einem Interview mit dem Schreiber dieser Zeilen umschrieb sie diesen Punkt so: «Es ist eine sinistere Konsum-Kultur, in der es einzig und allein um Erfolg als Selbstzweck geht. Die Leute, mit denen wir zu tun hatten, wollten nur eines: berühmt sein. Sie haben keinerlei andere Werte, keinerlei andere Interessen. Leider können sich sehr viele amerikanische Kids mit dieser Haltung identifizieren.»

Und genau dieses moralische und ideelle Vakuum wurde von Kurt Cobain und der Grunge-Szene zum grossen Thema erhoben. Praktisch über Nacht hatten die Metal-Bands im traditionellen Pudel-Haar-Stil keine Arbeit mehr und mussten wieder in den winzigen