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das kulturelle überformat
Nr. 12 / 6. März 2008
#Interview mit Nick Cave
  3/10
musik
Interview mit Nick Cave

Nick Cave, als das letzte Bad Seeds-Album herauskam, hab ich Sie ein paar Strassen von hier entfernt in Ihrem Büro interviewt...

Ich hab jetzt ein anderes Büro.

Jedenfalls stand da ein Klavier herum, und es war sehr interessant, die Umgebung zu sehen, in der Sie Ihre Songs schreiben. Die neue Platte klingt nicht so, als wäre sie auf die gleiche Weise entstanden. Das hört sich mehr nach einer Gemeinschaftsarbeit der Band an.

Ist es aber nicht. Musikalisch gesehen habe ich die Hälfte dieser Platte allein, die andere Hälfte mit anderen Bandmitgliedern zusammen geschrieben. Ein Viertel hatte ich zunächst nur mit Warren Ellis und drei mit Warren, Martyn Casey und Jim Sclavunos aufgenommen, die nebenher auch die Mitglieder von Grinderman sind, aber wir taten das als Mitglieder der Bad Seeds. Es ist hoffnungslos verwirrend, also machen wir uns erst gar keine Sorgen darum. Was die Texte angeht, habe ich aber auch diese Songs in einem Büro geschrieben. Wo sollte ich sonst schreiben? Wo schreiben die Leute?

Vielleicht auf den Rückseiten von Briefumschlägen, währenddem sie die Welt bereisen?

Tatsächlich? So machen die das also. Ich reise die ganze Zeit um die Welt, und ich mache mir

Notizen, und ich nehme verschiedene Dinge in mich auf. Aber ich brauche einen Ort, wo ich mich hinsetzen kann, ohne dass Leute um mich herum sind. Ich will nicht, dass die Leute mich dabei sehen, wie ich etwas zu erschaffen versuche, das ist das Wichtigste. Ich will das im Privaten tun. Ich will nicht, dass mir wer zusieht.

Das macht es auf eine gewisse Weise noch beeindruckender, denn Sie sind in Ihren Songs zu diesem Format zurückgekehrt, das ein bisschen nach Raserei klingt. Das ist sicher schwer zu Papier zu bringen.

Es war unglaublich schwer, um ehrlich zu sein. Das einzige, was ich von dieser Platte wusste, als ich mit ihr anfing, war, dass es eine Art Blutung von Texten sein sollte. Ich fand, dass ich mich bei Grinderman so gut wie möglich benommen und so einfache Rock’n’Roll-Songs wie möglich geschrieben hatte. Das gab mir die Erlaubnis, mich auf diesem Album ein wenig auszubreiten. Mir gefällt das, aber es brauchte einen Monat, bis ich die Worte dazu brachte, auf die richtige Art aus mir herauszukommen, und Songs zu schreiben, die nicht so klangen, als wären sie vom letzten Album gekommen. Das ist eigentlich eine schwierige Aufgabe.

Der Einfluss der Grinderman-Platte scheint in «Dig Lazarus Dig!!!» aber doch hörbar zu sein. Hat das vielleicht etwas mit der Band-internen Dynamik zu tun? Ist es nicht komisch, wenn ein Teil einer Band wie der