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das kulturelle überformat
Nr. 12 / 6. März 2008
#Wiedergehört: Public Enemy, «It Takes A Nation To Hold Us Back» (1988)
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musik
Wiedergehört: Public Enemy, «It Takes A Nation To Hold Us Back» (1988)

Verstörend und verführerisch

U2 respected us because of our word. They said to me: «That’s more important than anything, your word. You fight for your people and you fight for what’s right.»

Chuck D
«Words are cheap»

Hillary Clinton
Irgendwie war damals klar, dass irgendetwas passieren musste. In der Musik geschieht alle paar Jahre immer wieder irgendetwas. Elvis Presley, die Beatles und die Stones – danach die Sex Pistols und The Clash, viel später Nirvana. Revolutionen halt, die das Aufgestaute mit einem Druck auf die Reset-Taste erlösen. Im Hip-Hop war das nicht anders.

Als Mitte der achtziger Jahre nach einem Jahrzehnt die erste Frische der Rapmusik langsam verwelkte, als sich die Nachahmer der einstigen Pioniere unter der Last ihrer Goldketten beinahe wie Quasimodo krümmten und die Reime bloss noch wie ein Monolog des Protagonisten vor dem Spiegel klang, Selbstlob und Unbescheidenheit als Tugenden galten – genau damals, schlugen sie wie eine Bombe ein: Public Enemy.

Frontmann Chuck D und seine Mitstreiter Flavor Flav, Professor Griff und Terminator X sowie das Produzententeam The Bomb Squad (mit Hank Shocklee und Eric «Vietnam» Sadler) reagierten auf die Zustände innerhalb des Hip-Hop und auf die Missstände in den Schwarzenvierteln mit einer Musik, die vorher niemand je so zu Ohren bekommen hatte. Mit Public Enemy wurde Hip-Hop militant, weil sich in der Reagan-Ära in den Ghettos der amerikanischen Städte nicht vieles zum Guten gewandt hatte. Die Sterblichkeitsrate