Die meisten Ihrer Einflüsse scheinen angloamerikanisch zu sein. Der einzige deutsche Bezugspunkt auf Ihrem Album ist das Sample aus einem Soundtrack des deutschen Schlagerkomponisten Michael Holm, der bei «Witches! Witches! Rest Now In The Fire» zum Einsatz kommt.
Ich bin für alle Einflüsse offen, und ich könnte es mir durchaus vorstellen, mal ein Hackbrett anzuschaffen. Ich weiss nicht, ob meine bisherigen Einflüsse wirklich so angloamerikanisch sind. Ich habe ja Tango-Elemente, Musik aus Sizilien und angeblich auch Sachen aus Osteuropa dabei. Aber meine klassische Sozialisierung ist klar mitteleuropäisch.
Gleichzeitig kommen viele europäische Einflüsse via Amerika nach Europa zurück. Die USA haben sich in die Schlaufe eingezwängt.
Das stimmt, aber für mich war es schon immer wichtig, Musik von woanders zu hören. Bei mir kommt das Sizilianische tatsächlich aus Sizilien. Was mich generell an der Folklore reizt, ist das Überemotionale – das, was Ennio Morricone auch in seiner Musik aufgegriffen hat, und bei mir klingt auch etwas von seinen Western-Soundtracks mit.
Passt denn die englische Sprache besser zu dieser Überemotionalität als die deutsche? Sie texten ja ausschliesslich Englisch.
Ich habe halt schon immer Englisch getextet, und jetzt geht mir das auch leichter von der Hand. Ich höre schon sehr gerne deutschsprachige Musik, aber sie ist schwer zu ertragen, wenn der Text nicht wirklich gut ist. Bei deutschsprachiger Musik ist der Text schon sehr weit im Vordergrund, und wenn der so offen daliegt, muss man sich schon sehr darum bemühen, etwas Gutes hinzukriegen. Das ist eine wirklich deutsche Besonderheit, dass man zuerst auf den Text hört, und dann erst auf die Musik. In England ist das anders.
Dort schätzt man es sogar, wenn Fremdsprachige die englische Grammatik unterwandern und so auf Formulierungen stossen, auf die die Einheimischen selber nie gekommen wären.
Auf jeden Fall. Björk und ihre akzentuierte Art zu singen, werden ja dort sehr geschätzt, wie Nico ja auch. Ich habe eine Zeit lang in Dublin gelebt, und dort ist den Leuten positiv aufgefallen, dass ich «aussergewöhnliche» Songtexte schreibe. Vielleicht gibt man sich mehr Mühe, besondere Bilder zu finden, wenn man nicht gerade in seiner Muttersprache textet. Das kann aber manchmal bei aller Mühe trotzdem in die Hose gehen.
Was haben Sie denn in Irland getrieben?
Das war ein Auslandssemester im Rahmen meines Studiums an der Popakademie Mannheim. Dublin ist eine sehr musikalische