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das kulturelle überformat
Nr. 12 / 6. März 2008
#Lutz «Lüül» Ulbrich
  3/5
dossier: Krautrock
Lutz «Lüül» Ulbrich

Avantgarde-Komponist Thomas Kessler, der ihrem Progressive Rock gemäss Lüül zu einem Quantensprung verholfen hat. Zu den wichtigsten Mitgliederwechseln gehört, dass Franke 1971 zu Tangerine Dream wechselte und diese bis 1987 prägte. 1972 wurde Agitation Free vom Goethe-Institut auf eine Nahost-Tournee geschickt. Im selben Jahr erschien das deutlich von dieser Tournee geprägte Debütalbum «Malesch», auf dem die Gruppe mit ungewohnten, weit ausholenden Entwicklungsbögen und einer verblüffenden Eigenständigkeit im Ausdruck beeindruckte. Obwohl diese Musik zwischen Psychedelic Rock und Ambient-Klangcollagen experimentell ausgerichtet ist, wirkt sie auch heute noch keineswegs angestrengt, sondern erstaunlich organisch und klar.

Ulbrich erklärt am Telefon mit sympathischer Offenheit, was seiner Meinung nach die Voraussetzungen für diese erstaunliche Kreativität waren. Hinter der allgemeinen Unbekümmertheit sei bei ihm auch eine Naivität gestanden, die einen in kreativen Belangen offen für neue Erfahrungen mache. Er sei bis heute der Meinung, dass man nur noch Hindernisse sehe, wenn man zu viel plane. Dafür mache man auch viele Fehler, die Ulbrich im Buch ebenfalls offen und mit trockener Selbstironie schildert.

Praktisch ohne Geld ging die Band etwa auf Frankreich-Tournee, wo sie schon früh Kultstatus genoss. Da musste schon mal diskutiert werden, ob man die letzten Münzen für Essen oder Benzin ausgeben sollte. Wie viele der befreundeten Musiker musste auch Lüül immer wieder als Taxifahrer und als Strassenmusiker arbeiten, um einigermassen über