die Runden zu kommen. Prekär wurde es, als die Sängerin Nico (bürgerlich Christa Päffgen), die einstige Muse von Andy Warhol und Velvet Underground, zur Partnerin im Bett und auf der Bühne wurde. Sie gaben wohl 1979 zusammen mit John Cale ein legendäres Konzert im New Yorker Klub CBGB’s. Nico hatte Lüül aber auch zunehmend in einen Drogensumpf hineingezogen, wie dies auch der eindrückliche Kinofilm «Nico Icon» der Regisseurin Susanne Ofteringer dokumentiert.
Umso mehr überrascht die Detailliertheit, mit der Ulbrich in seiner Autobiografie sein Musikerleben beschreibt. Mit Agenden, Quittungen und Verträgen habe er einige Tagebuch-Phasen ergänzt und so die Ereignisse rekonstruiert, erklärt Ulbrich lachend. Erste Ansätze dieser fast schon peniblen Genauigkeit sind bereits in der Musik von Ash Ra Tempel (später Ashra) festzustellen, bei der Ulbrich nach der Auflösung der oft wild improvisierenden Agitation Free ab 1974 spielte. Ashra entwickelte mit hypnotisch geradlinigen Minimal-Patterns auf Gitarrenbasis eine Alternative zur Maschinenmusik von Kraftwerk und lieferte damit ebenfalls eine vielbewunderte Vorlage für den späteren Techno.
Als Ulbrich wieder clean war, wandte er sich dem klar strukturierten Songformat zu. Er habe schon früher neben den Bands solche Stücke geschrieben, erklärt er, aber erst in Solo-Projekten habe er sie umsetzen können. Am erfolgreichsten gelang ihm dies im Stil der Neuen Deutschen Welle – «Morgens in der U-Bahn» (1981) war ein Hit. Seither pflegt er charakterstarke Popsongs mit humorvollen deutschen Texten; erst kürzlich erschien seine neue Solo-CD «Spielmann».