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das kulturelle überformat
Nr. 12 / 6. März 2008
#Amon Düül
  8/9
dossier: Krautrock
Amon Düül

Ex-Mitglied in Berlin, der mit dem Geld gleich einen weissen Mercedes und einen neuen Boiler kaufte. Mehrere geplante England-Tourneen fielen ins Wasser, so dass man vom guten Underground-Ruf, den man dort genoss, nie im möglichen Masse profitierte (die da und dort aufgestellte Behauptung, «Yeti» sei in die britischen Top 5 eingedrungen, kann indes nicht belegt werden).

Bei mehreren Frankreich-Tourneen wurde man übers Ohr gehauen. Schliesslich verlor man bei einem Brand in einem Konzertlokal die ganze, über 100’000 Mark teure Anlage. Man hatte es unterlassen, diese zu versichern. Die Schulden bei der Plattenfirma, welche das Geld vorgeschossen hatte, konnten erst abgetragen werden, indem man beim Weggang von United Artists, beziehungsweise Liberty, alle Rechte an den dort erschienen Alben aufgab. Geradezu seldwylahaft waren dann die Umstände, die zur parallelen Entstehung von «Wolf City» und «Utopia» führten. Zwei Bandfraktionen versuchten sich gegenseitig auszubooten, dabei gab es Mitglieder, die während den Aufnahmen zwischen den Fraktionen pendelten. So tauchten schliesslich verschiedene Versionen vom gleichen Song auf beiden Alben auf («Utopia» wurde vorerst nicht unter dem Namen Amon Düül 2 veröffentlicht, sondern der Band Utopia zugeschrieben – später wurde das geändert).

Unterdessen hatte man sich die Improvisationsflügel gestutzt: angefangen mit «Carnival In Babylon» versuchte die Gruppe, ihren üppigen Sound und ihre schimmernden Klangtexturen in konventionellere Strukturen einzubauen. Dass unter den chaotischen Umständen, in denen sie unterdessen lebte,