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das kulturelle überformat
Nr. 12 / 6. März 2008
#Amon Düül
  6/9
dossier: Krautrock
Amon Düül

Dass die verschiedenen Sänger und Sängerinnen (ungewöhnlicherweise) deutsch oder aber ein bizarr akzentuiertes Englisch sangen, verstärkte noch den Eindruck magischer, psychedelischer Abgehobenheit. Wie schwer es originelle deutsche Musik damals selbst in Deutschland hatte, beweist der Eintrag über «Phallus Dei» im 1973 erschienenen «Rock-Lexikon» von Siegfried Schmidt-Joos. «Eigenbrötlerischer Klangzauber und biedere Kopien der Pink Floyd- Musik» sei das, hiess es da despektierlich. Völliger Unsinn! Julian Cope trifft es in seinem Grundwerk «Krautrocksampler» (erschienen 1995 und auch der Startschuss für das wiedererwachte Interesse an Krautrock in England) schon besser: «Amon Düül 2...one of the only true creators of improvised rock» steht da. Weiters berichtet Cope, wie das beim amerikanischen Label Liberty, das in Deutschland ein Büro eingerichtet hatte, erschienene Album im Londoner Hippiequartier Ladbroke Grove, inbesondere im Managementbüro der Kommunenband Hawkind, höchste Wellen geschlagen habe.

In der Tat entwickelte sich «Phallus Dei» zu einem alternativen Bestseller. Das war aber noch gar nichts im Vergleich zu «Yeti», dem zweiten Album. Hier waren die Improvisationen noch intensiver, die Popsongs aber noch poppiger, ohne irgendeinen Kompromiss einzuschlagen: «Archangel Thunderbird» war sogar ein Hit. Die Band gehörte zu den allerersten inländischen Combos, die eingeladen wurden, in der trendsettenden TV-Sendung Beat Club aufzutreten. Es waren wilde Zeiten. Allüberall wurden Bomben gezündet, gegen Kriege protestiert, Drogenfreiheit verlangt. Ingeborg Schober zitiert in ihrem 1979 erschienenen Buch «Tanz der Lemminge» den Kölner